Bauern haben wieder Perspektive

Bauern haben wieder Perspektive
Weltweite Nachfrage nach Nahrungsmitteln und Rohstoffen führt zu steigenden Preisen.

Die Preise für Nahrungsmittel steigen. Denn  die  Weltbevölkerung wächst, die landwirtschaftlichen Flächen werden jedoch  weniger. „Der Welt gehen die Farmer aus“, sagt  Wall-Street-Legende und  Rohstoffexperte  Jim Rogers im Interview mit der Schweizer „Finanz und Wirtschaft“. „Das Durchschnittsalter der Bauern in den USA beträgt 58, in Japan 66, in Australien auch weit über 50.  Die Selbstmordrate unter Farmern in Großbritannien und Indien ist die höchste aller Berufsgattungen.  Gleichzeitig fehlt es  an Nachwuchs. In Amerika rücken jährlich 200.000 MBA nach, aber nur 10.000 Landwirte. Wir produzieren mehr PR-Leute als Farmer.  Dieses Verhältnis stimmt einfach nicht. In ein paar Jahren fahren Aktienbroker die Taxis und Landwirte die Lamborghinis“, sagt Rogers. Ein Gespräch mit Max Hiegelsberger, der in der Landesregierung für die Landwirtschaft, die Feuerwehren und  Gemeinden zuständig ist.

KURIER: Die Agrarpreise steigen, Bauern sind im Aufwind.
Max Hiegelsberger Die Bauern sind eindeutig im Zukunftsfeld des 21. Jahrhunderts unterwegs. Die weltweiten Rohstoffmärkte haben sich  verändert. Besonders auch für Oberösterreich im Jahr 2011. Wir sind bei Milch und Fleisch das  produktionsstärkste Bundesland.   Mit 37 Prozent beim Rindfleisch, mit 33 Prozent bei der Milch und mit 32 Prozent bei den Schweinen. Wir sind  der größte Forellenproduzent.    Auch aufgrund der Investitionsförderung haben sich die Betriebe sehr gut aufgestellt.

Der Strukturwandel in den vergangenen Jahrzehnten war massiv. Jetzt halten wir bei rund 2,5 Prozent Agraranteil an der  Bevölkerung. Wird es bei diesem Niveau bleiben?
Aus derzeitiger Sicht schon. Wir haben eine sehr große Stabilität bei den Haupterwerbsbetrieben, denn wir haben hier in den vergangenen Jahren zugelegt. Wir halten derzeit bei knapp 16.000. Reduktionen haben wir beim Nebenerwerb. Es sind rund 14.000. Die Faktoren für die Abwanderung liegen nicht im Markt, sondern  die   Jungen haben vielfach eine gute Ausbildung  und geben dann den Nebenerwerb auf.  Die Struktur in der Landwirtschaft ist nach wie vor eine kleine. Nur vier Prozent haben mehr als 50 Hektar, 0,4 Prozent mehr als 100 Hektar.  Wir sind im europäischen Vergleich  kleinteilig strukturiert. Vor allem in den Berggebieten wie am Mondsee oder Irrsee haben wir Betriebe mit zehn, 15 Hektar. Wenn wir diese Nebenerwerbsbetriebe nicht hätten, hätten wir sofort Probleme mit dem Zuwachsen der Landschaft. Ich habe kürzlich einen Betrieb besucht, der hinter seinem Haus zehn Hektar steile Wiesen hat. Der Bauer sagt, wenn er diese nicht bewirtschaftet,  wachsen sie zu, denn niemand will diese Flächen pachten.

Die Produktion muss auf Qualität setzen, weil   die Betriebe  bei der Massenproduktion  nicht mithalten können.
Betriebe in gewissen Regionen können nicht erweitern, weil die Flächen nicht vorhanden sind.  Das kommt  daher, weil die Qualitätsphilosophie bereits gefruchtet hat. Unsere Milcherzeugung ist 100-prozentig gentechnikfrei. Das wird von Konsumenten honoriert. Aufgrund der Qualität können wir auch beim Fleisch neue Exportmärkte erschließen. Unsere  größten Abnehmer sind Deutschland und Italien. Aufgrund unserer kleinteiligen landwirtschaftlichen Struktur können wir nur auf Qualität setzen.

Die Gewinnung von Energie durch Biomasse ist zu einem  Standbein der Landwirtschaft geworden. Wann wird sie sich rechnen?
Es hat schon deutliche Veränderungen gegeben. Es gab früher einen Fördersatz von 50 Prozent.  Wir  haben damals die ersten  Projekte umgesetzt. Inzwischen sind wir bei den kommunalen Projekten bei einer Förderung der Investition von 32 Prozent.     Das geht sich für die Investoren aus. Der Vergleich mit dem Ölpreis ist deshalb schwierig, weil  hier  die Kosten für die -Zertifikate nicht eingerechnet werden. Wäre das der Fall, kann die Biomasse mit dem Öl durchaus konkurrieren.  

In Ihrer Budgetrede im Landtag haben Sie die Landwirtschaft als  wesentlichen Investor betont.
Es ist ein Problem, dass der Bauernhof nicht als Arbeitsplatz bewertet wird. In der Landwirtschaft sind 42.000 Menschen beschäftigt. Mit den 173 Millionen Euro, die von 2006 bis 2013 an Invest-Förderung ausgeschüttet werden, lukrieren wir 1,1 Milliarden an Investitionen. Die Finanzministerin bekommt über die Mehrwertsteuer mit 200 Millionen mehr zurück als sie in die Landwirtschaft investiert. Ländliche Entwicklung kann nur über eine intensive Landwirtschaft funktionieren.

Dennoch entleeren sich die ländlichen Räume und  der Zentralraum  wächst.
Es gibt hier nur ein Mittel dagegen und das heißt, Arbeitsplätze in die Regionen.

Die interkommunalen Betriebsansiedlungsprojekte sind aber nicht in der Lage,   den Abwärtstrend zu drehen.
Es ist schwierig. Wir haben viele nachteilige Folgen.  Die Überlastung des Verkehrs im Zentralraum, das Zusperren von Schulen und Kindergärten am Land,  in den Zentralräumen müssen wir aber Schulen bauen. Möglicherweise führt der Mangel an Facharbeitern im Zentralraum dazu, dass sich die Betriebe am Land ansiedeln. Als ich noch Bürgermeister  in Meggenhofen war, hat sich bei uns  ein deutscher Unternehmer  mit der Begründung angesiedelt, dass hier die Arbeitsleistung günstiger ist als im Zentralraum.

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