Doch Papst Franziskus konnte bis dato die Erwartungen auf Reformen nicht erfüllen: keine Aufhebung des Zölibats, keine Priesterweihe für die Frauen, nicht einmal das Diakonat für Frauen wurde eingeführt.
Der 86-jährige Franziskus bittet um Verständnis für die Schwierigkeiten. „Betet für mich, die Aufgabe ist nicht einfach“, sagte er zur 30-köpfigen Gruppe der Pater-Johannes-Schasching-Gesellschaft, mit der er sich im Rahmen der Generalaudienz am 22. März fotografieren ließ (Bild Seite 1). Die Oberösterreicher waren nach Rom gereist, um die Wirkungsstätten des führenden Jesuiten Johannes Schasching (19173–2013), der aus Stadl (Gemeinde Engelhartszell) stammte, zu besuchen.
Josef Pühringer (73), Landeshauptmann a. D. und Vorsitzender der Stiftung Pro Oriente, verteidigt Franziskus. „Seine Wahl war ein Segen. Er hat bei der Vatikan-Bank und zuletzt auch bei den Legionären Christi konsequent Reformen umgesetzt.“ Er habe mutig eine weltweite Synode in Gang gesetzt, „an die natürlich ungeheure Erwartungen verknüpft sind“.
Es gehe nicht nur um dringend notwendige Reformen wie zum Beispiel bei den Weiheämtern (Organisationskrise), sondern vor allem um eine Glaubenskrise. Er selbst sei nicht so pessimistisch, denn die Kirche habe in ihrer Geschichte immer wieder Tiefs durchwandert.
Ferdinand Kaineder, Präsident der Katholischen Aktion, sieht die Lage kritischer. „Institutionell betrachtet hat man den Eindruck, dass wir im Abseits gelandet sind“, sagt der 65-Jährige, der auch einmal Pressesprecher der Diözese Linz war. Ursachen seien u. a. der sexuelle Missbrauch von Minderjährigen durch Priester, Kleruszentriertheit, Verweigerung der Gleichberechtigung der Frauen, veraltete Sprache.
Es brauche eine neue Sprache in der Sprachlosigkeit. Es sei vielen Menschen nicht klar, wozu die Gesellschaft Kirche benötige. Kirche sollte Freiräume schaffen. Beispielsweise sollten die Pfarrzentren allen offenstehen.
Paula Wintereder ist Vorsitzende der katholischen Frauenbewegung. „Franziskus bringt sehr wohl etwas in Bewegung“, sagt die 63-Jährige, die in Neukirchen am Wald wohnt und in Waizenkirchen Pastoralassistentin ist.
„Man hat den Eindruck, dass der Papst nicht alleine entscheiden kann, es gibt andere Kräfte. Die Angst vor einer Kirchenspaltung bremst den Papst sehr ein. Man versteht aber die Angst vor der Spaltung nicht, weil die Menschen der Kirche sowieso davonlaufen, weil sich nichts tut.“ Die Kirche rinne aus.
Die Kirche brauche aber Lebendigkeit, der Glaube solle zum Leben verhelfen und dürfe nicht unterdrücken, wie das früher der Fall gewesen sei. Wintereder hofft, dass durch den synodalen Prozess die Geschlechtergerechtigkeit realisiert wird.
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