„Manager drohen mit Entzug der Existenz“

Stehen die neue Hochöfen und die neue Kokerei der voestalpine nichtmehr Linz, sondern in den USA?
Österreich steht gut da, sagt die Arbeiterkammer und kritisiert die Manager.

Die Arbeiterkammer ist wegen der Infragestellung des Standorts Oberösterreich auf die Manager Wolfgang Eder (voestalpine) und Heinz Schaller (RLB OÖ) sauer. „Die Botschaft, die da an Arbeitnehmer mitschwingt, ist, wir entziehen euch die Existenzgrundlage“, sagte gestern, Freitag, Direktor Josef Moser. Durch solche Verunsicherungen destabilisere man das Land. „Diese Debatte haben wir notwendig gehabt wie einen Kropf“, erklärt Präsident Johann Kalliauer. „Die Aussagen lösen bei vielen Arbeitnehmern Wut und Aggression aus. Die Reaktionen, die wir erhalten, sind heftigst. Die Leute sagen, wenn die Manager glauben, woanders ist es besser, sollensie auswandern, aber die Betriebe sollen sie hier lassen. Ich selbst will keine solchen Beschimpfungen, aber Eder macht es sich mit seinen Aussagen ein bisschen zu leicht. Ich halte das für unverantwortlich.“ Eder hatte in Frage gestellt, ob der Hochofen und die Kokerei wieder in Linz gebaut werden oder die voestalpine auf anderen Kontinenten investiert.

Die Arbeiterkammer verweist darauf, dass Österreich bei den Lohnstück-Kosten an elfter Stelle liege, Deutschland auf Platz neun und die USA auf Rang 20. Ein Problem sei, dass der Euro gegenüber dem Dollar um 50 Prozent teurer geworden sei. Österreich stehe gut da, „wir sehen keine Verschlechterung bei den internationalen Rankings in den vergangenen Jahren“.

Klimaziele

Entgegen der Kritik von Eder an den hohen Umweltauflagen in Europa, die die Stahlindustrie vertreibe, hält Umweltminister Andrä Rupprechter an den Standards fest. Bei einer Pressekonferenz gemeinsam mit Landeshauptmann Josef Pühringer plädiert er nach wie vor für ein ambitioniertes Klimaziel bis 2030. „Es ist wichtig, dass wir zu internationalen Verpflichtungen kommen.“ Pühringer sagte, wenn Europa einseitig überziehe, würde man der Umwelt global gesehen auch nichts Gutes tun. Wer die Industrie verjage, verjage auch die Forschung und die Arbeit. Wirtschaftskammerpräsident Rudolf Trauner sieht Handlungsbedarf. Österreich rutsche in allen internationalen Standortrankings ab. Er beklagt die hohe Abgabenquote, den Anstieg der Arbeitskosten und die Regulierungwut.

Voestalpine-Chef Wolfgang Eder hat vor einer Woche ins Treffen geführt, dass der Hochofen in Linz in wenigen Jahren am Ende seiner Laufzeit stehe und das Nachfolgeprojekt nicht unbedingt in Österreich verwirklicht werden müsse. Dagegen nahm er diese Woche den Spatenstich für eine 550 Millionen Euro teure voest-Anlage im US-amerikanischen Corpus Christi vor. „Der Gaspreis ist der Hauptgrund, warum wir uns entschieden haben, nach Texas zu gehen und nicht in Europa zu investieren.“

Laut der Industriellenvereinigung OÖ rollen die USA der Industrie derzeit den roten Teppich aus. „Die Arbeitskosten sind bedeutend niedriger, die Energiekosten ebenso “, erläutert IV OÖ-Chef Axel Greiner. In Corpus Christi, einer Stadt mit etwa eineinhalb Mal so vielen Einwohnern wie Linz, werden laut IV derzeit insgesamt 14 Milliarden Euro investiert. Greiner: „Die Auswirkungen für die oberösterreichische Wirtschaft lassen sich leicht erahnen, würden in Linz derzeit Investitionen in dieser Höhe realisiert.“ Im Bankenbereich sorgte nach Erste-Chef Andreas Treichl auch Raiffeisenlandesbank OÖ-General Heinrich Schaller zuletzt für Aufregung, weil er laut über eine Verlagerung der Zentrale ins Ausland nachdachte. Schaller rechnete dabei vor, dass ihn die Bankensteuer im deutschen Passau nur fünf Millionen Euro kosten würde während es in Linz heuer 34 Mio. Euro sind.

Auch OMV-Chef Gerhard Roiss hatte sich kritisch über den heimischen Standort geäußert.

Kommentare