Arbeitende Eltern: Wohin mit meinem Kind?

Wie 2019 sind auch dieses Jahr etwa 350 Kinder im August im Sommerhort in der Stadt Linz angemeldet.
Die Linzer Kinderbetreuungseinrichtungen stehen voraussichtlich den gesamten Sommer über offen.

Arbeiten, während die Kinder um einen herumtanzen – eine Situation, mit der viele Eltern während des Lockdowns konfrontiert waren. Nachdem nun vergangenen Mittwoch die Landesregierung erneut eine Schulschließung in fünf Bezirken verordnet hat, sahen sich viele Eltern wieder in die Zeit des Lockdowns zurückversetzt.

Nun versichert die Stadt Linz: Auch diesen Sommer gebe es wie im vergangenen Jahr genügend Kinderbetreuungsplätze.

„Man hat zwar die Kinder, ist aber für sie nicht greifbar. Eigentlich schickt man sie ständig nur weg“, schildert Birgit K. die Situation der vergangenen Monate. Sie ist 42 und Mutter einer acht Jahre alten Tochter, zusätzlich selbstständig und arbeitet Vollzeit.

Versammlung vor dem Landhaus

Die erneute Schließung vergangene Woche sah sie als Anlass, ihren Unmut kundzutun. Am Montag brachte sie deshalb ihr Kind vors Landhaus in Linz – ganz nach dem Motto: „Wer kann auf mein Kind aufpassen, während ich arbeiten muss? Vielleicht Sie, Herr Landeshauptmann?“

Etwa 150 Eltern und Kinder folgten ihr. Darunter alleinerziehende Mütter und Eltern von Kindern mit Beeinträchtigung. „Es geht hier nicht um Karrierefrauen oder darum, Kinder abzuschieben. Aber diese Umstellung macht was mit den Kindern. Meine Tochter hat nicht verstanden, warum sie auf einmal wieder nicht in die Schule gehen darf“, sagt Birgit K.

Sozialer Austausch

Für Birgit K. sei Schule mehr als nur Bildung: Es sei der Ort für den sozialen Austausch der Kinder und für Kontinuität. „Einige fielen um ihre Fahrradprüfung um, die Viertklässler konnten sich wiederum nicht von ihren Klassenkameraden verabschieden“, sagt Birgit K.

Die erneuten Schließungen seien zu schnell gegangen. „Ich verstehe nicht ganz, warum man zuerst die Schulen schließt und dann erst die Maskenpflicht einführt. Wieso nicht umgekehrt“, sagt sie.

Ähnliche Bedenken scheint auch die Linzer Bildungsstadträtin Eva Schobesberger (Grüne) zu haben. „Schließungen dürfen nicht die erste Antwort sein. Das bringt Mütter und Alleinerziehende in Problemsituationen“, sagt Schobesberger.

Für den Sommer stünden in Linz jedoch alle städtischen Standorte für die Kinderbetreuung – wie vergangenes Jahr – zur Verfügung, sofern es nicht wieder zu Verschärfungen komme.

Strategie notwendig

So gibt es über den gesamten Sommer eine Tagesbetreuung von Kindergarten- und Krabbelstubenkindern. Ebenso bleiben alle Hort-Standorte bis Ende Juli geöffnet. Ab August stehen dann wieder drei Horte (Harbach, Edlbacherstraße, Scharmühlwinkel) für Schüler zur Verfügung, deren Eltern arbeiten.

Ende August wird die Volkshochschule Linz auch wieder die kostenlosen Sommerkurse für Linzer Pflichtschüler anbieten.

Die Nachfrage nach Sommerbetreuung ist dieses Jahr auf alle Fälle in etwa so hoch wie 2019: 350 Kinder sind dieses Jahr etwa für den Sommerhort im August angemeldet.

Alternativen

Für Birgit K. vorerst eine Erleichterung. Für den Herbst müsse jedoch eine Lösung her: Wie bereits am Montag vor dem Landhaus fordert sie von der Regierung eine präzise Strategie. „Es kann nicht sein, dass dann im Herbst die Schulen einmal offen und einmal zu haben“, sagt sie.

Denn sonst sei sie gezwungen, auf Alternativen zurückzugreifen, die nicht optimal seien: „Derzeit geht es in unserem Freundeskreis darum, Kinder zusammenzutauschen, um sich beim Aufpassen abzuwechseln. Heute ist meine Tochter etwa bei ihren Großeltern“, sagt Birgit K.

Alleine ist sie mit ihren Ansichten nicht: Schon heute, Donnerstag, ist die nächste Kundgebung vor dem Landhaus: Die Kinderfreunde OÖ wollen dort „Kindern und Familien eine Stimme geben“.

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