Als die grüne Dorfidylle der Stahlindustrie weichen musste
Es war der 13. Mai 1938, als Hermann Göring unter frenetischem Jubel den Spatenstich für die nach ihm benannten Werke im Süden von Linz vornahm. Das Schicksal des Dorfes St. Peter war damit besiegelt: Die Heimat von 4500 Menschen wurde in den folgenden Wochen dem Erdboden gleichgemacht.
Wo heute die Hochöfen der voestalpine stehen, tummelten sich früher die Leute am Ortsplatz rund um die Kirche, das Pfarrheim, das Postamt und eine kleine Greißlerei, erzählt Manfred Carrington. Der Verlagschef und Grafiker hat in zwei Bänden den Aufstieg „Von der Provinz- zur Stahlstadt" dokumentiert. Der erste Band „Der Beginn der VÖEST" zeigt anhand von 500 Abbildungen die Entstehung des heutigen Weltkonzerns im Umfeld des Nationalsozialismus.
Dorfidylle
„Linz war vor dem Anschluss an das Großdeutsche Reich eine bäuerliche Kleinstadt. Hitler hatte aber große Pläne mit seiner Heimatstadt und dem ist die Dorfidylle leider im Weg gestanden", erklärt der Buchautor. Mit dem explosionsartigen Bevölkerungswachstum wurde auch der Wohnbau angekurbelt: Darum geht es im zweiten Band „Wohnen und Alltag".
Zwei Jahre lang sichtete er gemeinsam mit Andreas Reiter einen reichen Fundus an historischen Aufnahmen – unter anderem jene von Günter Kaar. „Die Begegnung mit ihm war schicksalhaft. Eigentlich wollten wir nach unserem ersten Buch 2007 über die Geschichte von Ebelsberg ja aufhören, aber es gibt noch so viele Fotoschätze zu entdecken", schwärmt Reiter. Carrington sieht die Stahlstadt mit anderen Augen: „Je mehr man weiß, desto mehr versteht man. Die Geschichte lebt und man findet sie an jeder Ecke von Linz."
Buchpräsentationen
29.10.,19 Uhr, Volkshaus Ebelsberg
3.11.,18 Uhr, Volkshaus Pichling
9.11., 19 Uhr, Volkshaus Bindermichl
10.11., 19 Uhr, Pfarrsaal Spallerhof
21.11., 19 Uhr, Volkshaus Keferfeld
29.11., 20 Uhr, Ars Electronica Center
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