Alarm nach Suizidversuch an Schule

Serie "Tote Mädchen lügen nicht" wird von Psychologen kritisiert
Kritisierte US-Teenagerserie soll Mädchen animiert haben, Experten wollen jetzt vorsorgen.

Im letzten Moment konnten Lehrer am Mittwoch an einem oberösterreichischen Gymnasium zwei 13-jährige Schülerinnen vor dem Tod retten. Die beiden Freundinnen hatten den gemeinsamen Suizid beschlossen. Animiert dürften sie von der umstrittenen amerikanischen TV-Serie "13 Reasons Why" worden sein. Die Teenager-Produktion mit dem deutschen Titel "Tote Mädchen lügen nicht" handelt vom Freitod der Hauptdarstellerin. Von dem bedrohlichen Phänomen der TV-Serie war bisher an der Schule nichts aufgefallen, berichtet die Direktorin. Nun unterstützen Krisenhilfe und Schulpsychologen die Lehrer bei der Betreuung der Schüler.

Reaktion

Im Land ist nun Feuer am Dach. Der Präsident des oö. Landesschulrat Fritz Enzenhofer nahm den Vorfall Freitag zum Anlass, rasch ein Koordinierungsgespräch einzuberufen. Mit Vertretern von Polizei, Krisenintervention, Schulpsychologie und Jugendanwaltschaft wurde vereinbart, dass Experten Präventionsmaßnahmen in der Causa ausarbeiten sollen.

"Man muss Eltern, Kinder und Lehrer offensiv zu dem Thema sensibilisieren und ihnen Hilfsangebote anbieten", erklärt Enzenhofer.

Sensibilität

Gleichzeitig dürfte man die TV-Serie nicht durch erhöhte Aufmerksamkeit auch noch interessanter machen und so einen Hype erzeugen. Auch mit dem aktuellen Geschehnis müsse man höchst sensibel umgehen um nicht Nachahmer zu animieren. Auch für die Medien ist das eine Gratwanderung. Der KURIER berichtet daher über die Vorkommnisse in der Schule nur zurückhaltend.

Gefordert seien nun besonders die Familien; an den Schulen würden Präventions- und Beratungsteams bereits seit Jahren sehr aktiv arbeiten, meint der oö. Schulpräsident. Nichts hält er davon, den Jugendlichen den Konsum derartiger TV-Serien zu verbieten. "Den Zugang über das Internet kann ohnehin niemand kontrollieren. Ein Verbot würde erst recht Interesse wecken".

Heimische Psychologen schließen sich jedenfalls der Kritik der internationalen Experten an der TV-Staffel für Teenager an: "Mehr Jugendliche, als man denkt, sind oft schwer depressiv. Filme oder Serien, die dann auch noch einen Suizid beschreiben, können das noch verstärken und sind daher ganz sicher nicht förderlich", sagt die Psychologin und frühere Leiterin der oö. Schulpsychiatrie, Agnes Lang. Wenn solche Grundstimmungen noch mit Freunden erlebt werden, wirkt das als weiterer Verstärker.

Erkennungsmerkmale

Bedrohliche Tendenzen können in der Kleidung, der Wahl der Freunde, am Gehaben oder an Aussagen der Teenager erkennbar sein. Dann sollten bei aufmerksamen Eltern die Alarmglocken läuten. "Wichtig ist, dass man die Kinder darauf anspricht, da kann man nichts falsch machen", ermunterte die Expertin die heikle Thematik offen zu behandeln.

Unterstützung bekommen Eltern bei verschiedensten Institutionen, wie den Bezirksstellen der Schulpsychologie oder auch bei den Lehrern ihrer Kinder. "Da gibt es oft große Hemmschwellen, aber Lehrer sind eben auch Miterzieher. Oft sehen sie die Kinder täglich eigentlich länger als deren Eltern", sagt Lang.

Kommentare