Afrika kommt langsam auf die Beine

LR Max Hiegelsberger (r.) bereiste mit Delegation Südafrika
Mittelstand beginnt zu wachsen – korrupte Eliten leiten öffentliches Geld in ihre Taschen.

Warum hinkt der große afrikanische Kontinent der weltweiten Entwicklung so hinterher? Warum wächst er nicht so schnell wie Asien? Brigitte Öppinger-Walchshofer, langjährige Chefin der Entwicklungszusammenarbeit im Außenministerium und derzeit Botschafterin in Südafrika, ist trotz allem optimistisch. "Afrika kommt schon auf die Beine. Aber es dauert länger", erklärte sie gegenüber der oberösterreichischen Delegation, die unter der Führung von Landesrat Max Hiegelsberger kürzlich Südafrika besucht hat.

Rohstoff statt Industrie

Die europäischen Kolonien in Afrika seien die Rohstoffproduzenten für die Welt gewesen, so die Botschafterin. Es habe deshalb wenig Grund gegeben, die Länder selbst zu industrialisieren. Nach der Dekolonialisierung in den 1960er-Jahren kamen bestimmte Eliten in den Ländern an die Regierungen. Sie waren teilweise Oligarchien, die mit dem Status sehr zufrieden waren, weil das Geld in ihre Taschen floss. Solange die Rohstoffe gute Preise auf den Weltmärkten erzielten, lief es für sie gut. Sie sahen keine Notwendigkeit, Geld in die Infrastruktur und in die Ausbildung zu stecken. Sie nutzten die fetten Jahre nicht, um selbst zu investieren, zu industriealisieren und zu produzieren, was sie exportieren könnten.

Dazu kommt, dass die afrikanischen Länder untereinander nur wenig Handel betreiben. Nur 14 Prozent des Handels der SADC-Länder, einer Kooperation der 15 Länder im südlichen Afrika, erfolgt untereinander. Österreich macht vergleichsweise 70 Prozent des Handels mit EU-Staaten.

Südafrika ist eine Ausnahme, weil es ein halbindustrialisiertes Land ist. Im Bergbau waren vor zehn Jahren noch 450.000 Menschen beschäftigt, jetzt sind es nur mehr 250.000. Aufgrund der permanenten Streiks und Arbeitsunruhen haben die Minenfimen verstärkt mechanisiert. Weniger produktive Firmen und Gebiete wurden einfach geschlossen.

Der afrikanische Kontinent ist riesig. Es sind 54 Länder. Als Erstes muss die Infrastruktur gebaut werden: Straßen, Flughäfen, Häfen, Eisenbahnen. Das passiert, großteils durch die großen Banken, wie zum Beispiel durch die europäische Investitionsbank, durch die afrikanische Entwicklungsbank, durch die Weltbank. Auch die Chinesen investieren sehr viel. Sie sehen in Afrika ihren zukünftigen Absatzmarkt. Weiters haben sie begonnen Industrien, die sie wegen der Umweltverschmutzung nicht mehr zu Hause haben wollen, nach Afrika auszulagern. Zum Beispiel die Stahlindustrie.

Botschafterin Öppinger-Walchshofer sieht sich selbst nicht als "Afrikaoptimistin, sondern als Realistin. Afrika ist einfach im Kommen, das ist so. Alleine, was die wachsende Bevölkerung wird konsumieren müssen. 2050 werden es vier Milliarden Menschen sein." Die Konsumgüterindustrie werde sich hier niederlassen. "Schlaue Unternehmen schauen sich jetzt schon den Markt an, die Südafrikaner sowieso. Die Autoindustrie marschiert jetzt gerade von hier nach Nigeria. Es tut sich sehr viel. Überall machen Supermärkte auf." Die Europäer haben bereits investiert. 70 Prozent der Firmen an der Johannesburg Stock Exchange sind europäisch. Die Chinesen haben nicht einmal zehn Prozent des Portfolios. Sie konzentrieren sich auf den Ausbau der Infrastruktur. Sie errichten zum Beispiel die Straßen vom Inland zu den Häfen. So bauen sie unter anderem den Hafen von Dschibuti aus.

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