Ärztemangel ist das größte Problem

Landeskrankenhaus Kirchdorf Bild: Prim. OA. Dr. Gerhard Pöppl, Kinderarzt Foto: Jack Haijes
Der Fehlen von Ärzten ist gravierender als die Spitalsrefom, sagt Primar Schuberth.

Das Landeskrankenhaus Kirchdorf wurde von der Spitalsreform einigermaßen hart getroffen. Die Bettenanzahl wurde von 279 um 40 auf 239 reduziert, vier Abteilungen werden gemeinsam mit Steyr geführt. Primar Oswald Schuberth, der ärztliche Leiter, nimmt die Veränderungen gelassen. „Wir waren auf die Bettenreduktion insofern vorbereitet, da diese schon in der ersten Spitalsreform vorgesehen gewesen ist. Sie ist auch schon beim Umbau des Spitals eingetaktet gewesen.“

Der Umbau läuft seit mehreren Jahren, es werden insgesamt 36 Millionen Euro investiert. 24 Millionen sind schon verbaut. 2013 werden es 4,8 Millionen sein. Schuberth: „Die Bettenreduktion macht uns keine wirklichen Probleme, sie wurde bereits umgesetzt.“ Es gebe selten Engpässe bei den Betten.

Die Chirurgie, die Gynäkologie und die Orthopädie werden als gemeinsame Abteilungen mit Steyr geführt. Das Institut für physikalische Medizin wird aufgelöst, Kirchdorf erhält eine Konziliarversorgung durch Steyr, die Kirchdorfer Mitarbeiter bleiben vor Ort, sie werden nicht nach Steyr versetzt.

Schuberth ist froh, dass es Kirchdorf weiterhin gibt. Denn es gab prononcierte Vertreter wie die ehemalige Gesundheitsministerin Andrea Kodolsky, die der Meinung waren, alle Spitäler unter 400 Betten sollten zugesperrt werden. „Wenn nun eine österreichweite Gesundheitsreform kommen soll, erwarte ich mir Lösungen, wie man die peripheren Regionen versorgt. In einer Verschränkung von niedergelassenen Ärzten und Spitälern.“ Kirchdorf praktiziere bereits so ein Modell mit der Kinder-Gruppenpraxis.

Von den 21 Turnusarztstellen sind nur elf tatsächlich mit Turnusärzten belegt. Fünf Stellen sind mit höherwertigen Assistenzärzten und Fachärzten besetzt. „Momentan beschäftigt uns der Ärztemangel mehr als die Spitalsreform“, sagt Schuberth. Es würden sich einfach keine Turnusärzte mehr bewerben. Ihre Aufgaben werden aufgeteilt. Ein Teil geht Richtung Pflege, sprich Krankenschwestern, wie die Verabreichung von Medikamenten, das Anhängen von Infusionen etc.

Administrative Tätigkeiten wandern zu Stationsassistenten. Schuberth rechnet damit, dass es in Zukunft Turnusarzt-freie Spitäler geben wird. Denn zusätzlich zum Ärztemangel werde auch eine Änderung der Ausbildung kommen. Turnusärzte hätten bisher die Funktion von Systemerhaltern ausgeübt.

Praktische Ärzte

Neben dem Mangel an Turnusärzten prognostiziert Schuberth einen Mangel bei den praktischen Ärzten. Es heiße zwar in jeder politischen Rede, der praktische Arzt müsse gestärkt werden, denn er sei der Wichtigste im Gesundheitswesen. Dieses Konzept mache auch Sinn, denn das Krankenhaus stöhne darunter, dass es viele Behandlungen machen müsse, weil die Menschen draußen am Land nicht versorgt würden. Hier sieht der Primar wieder eine Chance für die kleinen Spitäler wie Kirchdorf: „In zehn Jahren wird man sie wahrscheinlich wieder massiv brauchen.“

„Haben uns arrangiert“

Über Veränderungen wie die Spitalsreform sei man nie glücklich. „Ich glaube, wir haben es in Kirchdorf ganz gut geschafft, uns mit der Reform zu arrangieren. Wir arbeiten positiv an der Umsetzung mit. Man sieht dann, wie erfinderisch man wird. Aufgrund des Drucks findet man intelligente Lösungen, die teilweise für die Patienten besser sind. Wenn ich beispielsweise an die Bemühungen denke, die Liegezeit zu verkürzen. 60 bis 70 Prozent der zu operierenden Patienten kommen erst am Tag der Operation ins Spital.“ Das seien Nebenprodukte der Spitalsreform. „Wir sind ein bisschen stolz darauf, dass uns das gelungen ist.“

Als einen wesentlichen Erfolg der Spitalsreform sieht man in Kirchdorf das österreichweit einzigartige Pilotprojekt der Kindergruppenpraxis. Die Ambulanz der Kinderabteilung wurde vom Spital ausgelagert in ein mehrere Hundert Meter weit entferntes Haus in der Parkstraße 24. Sie wird von den Ärzten der Kinderabteilung in einer Gemeinschaftspraxis betrieben. Sie ist 27 Stunden pro Woche geöffnet. Es gibt keine urlaubsbedingten Schließungen.

„Selbst an den zwei Stunden am Samstag kommen zwischen 15 und 30 Leute“, erzählt Kinder-Primar Gerhard Pöppl. Für die Spitalsärzte ist das ein Zusatzeinkommen, die Fachärzte können damit in der Region gehalten werden. „Die Nachversorgung funktioniert ganz gut“, so Pöppl. Die Behandlungslinie bleibe beim betreuenden Arzt.

Das von der Spitalsreform vorgegebene Einsparungsziel von 278.000 Euro pro Jahr, das seien eineinhalb Arzt- und zwei Pflegestellen, sei erreicht worden, dennoch könne man die Kinderabteilung weiterführen. Gleichzeitig sei die Versorgung für die Bevölkerung besser geworden, weil es längere Öffnungszeiten gebe.

Die Spitalsreform habe zu einem Umdenken bei den Systempartnern Ärztekammer und Gebietskrankenkasse geführt. Oswald Schuberth, der ärztliche Krankenhausleiter: „Die Ärztekammer hat befürchtet, dass die Spitalsärzte kassenärztliche Tätigkeiten übernehmen. Da hat es harte Diskussionen gegeben. Ich bin stolz darauf, dass wir in der Ärztekammer so flexibel waren, so etwas zu ermöglichen. Die niedergelassenen Ärzte haben Angst, dass das nun ein Modell wird, in dem der niedergelassene Facharzt abgeschafft wird.“

Das sei aber nicht real, denn man müsse zwischen dem Zentralraum und den ländlichen Regionen unterscheiden. Schuberth: „Wir haben im Zuge der Spitalsreform auch in der Ärztekammer lange darüber diskutiert, was zu Basisversorgung gehört. Für mich gehört die Kinderbetreuung zur Basisversorgung.“

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