Ärzte nähten in 16-Stunden-OP neun abgetrennte Finger an

Chirurgen Ulrike Reumayr und Wolfgang Huber mit einem Röntgenbild.
Die Operation war erfolgreich, ob die Finger dranbleiben, ist unsicher. Alois K. (52) ist optimistisch.

Neun Finger – alle bis auf den rechten Daumen – hat sich Alois K. am Montag bei einem Arbeitsunfall in Kematen an der Krems in einer Kreissäge abgetrennt. Sein Glück im Unglück: Er wurde in der Maschine eingeklemmt, konnte die Hand nicht reflexartig wegziehen, als das Sägeblatt ihm die Finger abschnitt. „Dadurch ist der Schnitt relativ sauber und der Gewebeschaden überschaubar“, erklärt Wolfgang Huber aus dem Linzer Unfallkrankenhaus.

Die Replantation sei perfektes Teamwork gewesen: 16 Stunden lang operierten zwei OP-Teams mit den Mikrochirurgen Huber und Ulrike Reumayr – er an der rechten, sie an der linken Hand.

OP miterlebt

Auf eigenen Wunsch war Alois K. einen Großteil der Operation unter lokaler Betäubung bei Bewusstsein. „Die Ärzte haben hervorragende Arbeit geleistet. Ich bin recht zuversichtlich. Es geht mir den Umständen entsprechend gut“, sagt er zum ORF.

Zum Unfall selbst sind noch einige Fragen offen. Der Tischler hatte gegen sieben Uhr an einem Plattenschneider gearbeitet. Plötzlich schloss sich die Werkstückspannvorrichtung und klemmte seine beide Hände ein. Er musste zuschauen, wie das automatische Schwenksägeblatt durch seine Finger glitt.

Wie das passieren konnte, ist nun Gegenstand von Ermittlungen. „Die Maschine ist gesperrt und wird von einer Fachfirma überprüft. Uns ist jetzt wichtig, dass es dem Alois bald wieder gut geht“, lässt ein Kollege ausrichten.

Gefährliche Phase

Die Operation war zwar erfolgreich, mit Jubel halten sich die Ärzte aber noch zurück. „Die nächsten zwei Tagen sind die gefährlichste Phase. Da zeigt sich, ob die Finger überhaupt dranbleiben. Bis jetzt sind sie aber gut durchblutet und schauen schön aus“, sagt Chirurgin Reumayr. Die Prognose: „Schreiben, greifen und andere Grundfunktionen kommen zurück, aber so wie vorher wird es nicht mehr.“

Den 52-Jährigen erwarten nun drei bis vier Wochen im Spital, monatelange Reha und mögliche Folgeoperationen. Rückhalt bekommt er von seiner Gattin Klaudia: „Wir haben schon viel miteinander durchgestanden, wir schaffen auch das.“

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