Ackerbau in der Krise: Niedrige Preise, hohe Zölle und Sorgenkinder

Ackerbau Traktor
Wetter derzeit in OÖ als geringste Herausforderung; starkes Minus bei den Zuckerrüben; Soja als Zukunftsmarkt.

Zusammenfassung

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  • Ackerbau in der Krise wegen niedriger Getreidevorräte, sinkender Pflanzenschutzmittel und hoher Zölle auf Dünger.
  • Zuckerrübenanbau schwächelt, Soja und Mais gewinnen an Bedeutung als stabilere Kulturen mit besseren Deckungsbeiträgen.
  • Wetter derzeit keine große Herausforderung, jedoch fehlen langfristige Perspektiven für den Ackerbau.

Massive Ernteausfälle, rückläufige Produktionskapazitäten und immer weniger erlaubte Pflanzenschutzmittel: Der Ackerbau ist in einer veritablen Krise und steht vor großen Herausforderungen, nicht nur, aber auch in Oberösterreich.

Eu-weit sind es die niedrigsten Lagerstände bei Getreide seit 13 Jahren, zwei bis drei Wochen reichen aktuell die Vorräte. Zum Vergleich: Das halbe Weizenlager der Welt befindet sich in China, das Auskommen dort ist mindestens ein Jahr lang gesichert.

"Das Wetter ist derzeit unser geringstes Problem", spielt der Präsident der oö. Landwirtschaftskammer (LK), Franz Waldenberger, auf die aktuelle, teils auch politisch beeinflusste Situation im heimischen Ackerbau an.

Nach dem trockenen Winter fielen in der zweiten Märzwoche landesweit rund 30 Liter Regen und ließen die Landwirte zumindest temporär aufatmen. "Die Stimmung im Ackerbau ist trotzdem schlecht", sagt Waldenberger, und benennt die Gründe.

Zu wenige Pflanzenschutzmittel

Im Pflanzenschutz gehen den Landwirten langsam die Wirkstoffe aus. Im Jahr 2000 gab es noch 1.000 zugelassene Mittel in Österreich, derzeit sind es 275, Tendenz weiter sinkend. "Das ist ein riesiges Problem, weil Unkraut und Schädlinge massive Ernteeinbußen bewirken, aber nun nicht mehr ausreichend behandelt werden können." Es kämen auch keine neuen Pflanzenschutzmittel nach.

"Dann passiert es, dass bestimmte Gemüsesorten wie der Bierrettich oder das Radieschen bei uns nicht mehr angebaut werden können", erklärt Helmut Feitzlmayr, Leiter der Abteilung Pflanzenbau bei der LK OÖ. Das sei teils absurd, weil gewisse Mittel, die in Österreich verboten in Deutschland erlaubt seien.

Ackerbau in der Krise: Niedrige Preise, hohe Zölle und Sorgenkinder

Hohe Zölle auf Dünger aus Russland lassen schmerzhafte Preissteigerungen befürchten: Der Selbstversorgungsgrad mit Düngemitteln liegt in der EU bei 60 Prozent, 40 Prozent müssen also zugekauft werden. Gleichzeitig müssen europäische Düngemittelhersteller aktuell Co2-Zertifikate kaufen. Dies und die gestiegenen Zölle auf Dünger aus Russland senken die Deckungsbeiträge bei Mais und Getreide enorm. "Wir sind immer weniger konkurrenzfähig gegenüber Drittstaaten", so der LK-Präsident.

Weil der Zuckerrübenanbau extrem schwächelt wurden kürzlich zwei Agrana-Fabriken, eine in NÖ und eine in Tschechien, geschlossen, die letzte verbliebene gibt es nun in Tulln. 2024 gab es in OÖ noch 9.500 Hektar Zuckerrüben-Flächen, 2025 werden diese um ein Drittel auf knapp 6000 Hektar sinken. Grund ist die Öffnung des EU-Zuckermarktes für die Ukraine und damit einhergehend ein immenser Preisverfall bei den heimischen Produkten.

Ackerbau in der Krise: Niedrige Preise, hohe Zölle und Sorgenkinder

Sojabohnen-Ernte

Was die Zuckerrübe verliert, machen - anteilig - Soja und Mais wett. Viele Rübenbauern werden beim Anbau im heurigen Frühjahr verstärkt darauf setzen. Neben Soja und Mais zählen Ölkürbis und Raps zu den stabilsten Kulturen mit guten Deckungsbeiträgen.

Apropos: Die ersten Rübensamen sind schon in der Erde, in den kommenden Wochen folgen das Sommergemüse, der Körnermais und dann die Sojabohnen.

Das Wetter spielt derzeit mit, die Termperaturen stimmen, der Niederschlag auch, trotzdem blickt LK-Präsident Waldenberger wenig optimistisch in die Saison: "Für den Ackerbau schaut es düster aus, es fehlen die Perspektiven."

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