94 % der Prostituierten sind Migrantinnen

94 % der Prostituierten sind Migrantinnen
Die Frauen stammen meist aus Ungarn, Rumänien und Bulgarien.

Rund 1100 Menschen arbeiten in Oberösterreich offiziell in der Sexbranche. Sie sind bei den Bezirkshauptmannschaften registriert, zahlen Steuern und haben eine Sozialversicherung – eigentlich ganz normal für die „Neuen Selbstständigen“. Der Unterschied: Diese 1100 Frauen hängen arbeitsrechtlich in der Luft und werden durch ihre Registrierung auf Lebenszeit stigmatisiert, meint Luzenir Caixeta von „Sex & Work“, einem Bereich des autonomen Zentrums MAIZ in Linz. Ihr Engagement gilt 94 Prozent davon – so hoch ist der Anteil der Migrantinnen, die meist aus Ungarn, Rumänien und Bulgarien kommen.

Den Frauenhandel, der immer wieder zum Thema gemacht wird, will man in Oberösterreich unter Kontrolle haben, so das Landeskriminalamt: „Der Straßenstrich ist verboten. Illegale Prostituierte oder solche, die dazu gezwungen werden, fliegen schnell bei unseren Überprüfungen auf.“

Prinzipiell ist Prostitution in Oberösterreich aber legal und auch Migrantinnen dürfen sie ausüben, sofern sie sich mit einem Bordell als Arbeitsplatz registrieren. Bezahlter Sex in Wohnungen oder Bonusbehandlungen im Massagestudio sind davon ausgeschlossen.

Gesetz

In einem neuen Gesetz für die „Sexualdienstleistungsbranche“, so der zusammenfassende Begriff der Landesregierung, soll das Rotlichtgewerbe aus der Grauzone geholt werden. „Es geht um die Verbesserung der rechtlichen Stellung und der Arbeitsbedingungen, soweit das innerhalb eines Bundeslandes möglich ist“, erklärt Tanja Marktler vom Landesverfassungsdienst. Im Herbst rechnet man mit neuen Ergebnissen aus dem Unterausschuss. Ein griffiges Gesetz anstelle eines Sittlichkeitsparagrafen im Polizeistrafgesetz würde auch das Landeskriminalamt begrüßen.

Für die Migrantinnen, die noch häufiger mit rechtlichen Fragen und Diskriminierung zu kämpfen haben, seien dies aber nur Lippenbekenntnisse, so das Urteil der MAIZ-Streetworkerin Melanie Hamen. „Es geht im ersten Entwurf nur um Kontrolle, die sie weiter an den Rand drängt.“ Opfer seien die Frauen aber nicht, betont Hamen: „Wer zu uns in die Beratungsstelle kommt, ist ein denkendes Wesen, das im Rahmen seiner Möglichkeiten handelt. Wir spielen nicht die Retter, wir unterstützen.“

MAIZ ist in 173 Lokalen oberösterreichweit für die Belange der migrantischen Sexarbeiterinnen im Einsatz. Für viele sei diese Branche eine „pragmatische Lösung“ neben Pflege- und Reinigungsberufen, weiß Canxieta. Sie kritisiert vor allem die Doppelmoral in der Gesellschaft: „Einerseits ist die Nachfrage da, andererseits fehlen die entsprechenden Rahmenbedingungen.“

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