„680 Unterschriften machen keinen Hof zum Denkmal“

„680 Unterschriften machen keinen Hof zum Denkmal“
Ein hartnäckiger Wirt und eine Unterschriftenaktion haben den Umbau des Erdpresserhofs in Schlüßlberg auf Eis gelegt.

Mit den mündigen Bürgern Schlüßlbergs hat niemand gerechnet“, ist Landesobservator Viktor Franz Zotter vom Verein Initiative Denkmalschutz stolz. Fast 700 Unterschriften hat eine Bürgerinitiative für den Erhalt des Erdpresserhofs im Zentrum der 3000-Seelen-Gemeinde gesammelt.

Am Donnerstag überreichte er die beglaubigten Signaturen Bürgermeister Otto Weinberger und stellte zudem einige unangenehme Fragen. Unter anderem, ob er wisse, dass der Hof schutzwürdig ist. „Eine Schutzwürdigkeit liegt nicht vor“, zitierte Weinberger das Bundesdenkmalamt und erklärte das Gespräch für beendet. Zotter blieb ungerührt: „Diese Reaktion habe ich erwartet. Aber auch ein vermeintlicher Diktator wie er hat sein Ablaufdatum.“

Schutzwürdig

„680 Unterschriften machen keinen Hof zum Denkmal“

Wie der KURIER berichtete, scheiden sich in der Diskussion um das 450 Jahre alte Meiergut die Geister. Vor knapp einem Jahr hat der Peuerbacher Bauunternehmer Ferdinand Haslehner den Hof gekauft. Der Bürgermeister hat prompt die entsprechenden Abriss- und Baugenehmigungen erteilt. Von einer angeblichen Schutzwürdigkeit sei der Unternehmer nicht informiert worden und plant, einen modernen Wohnkomplex zu errichten. Dass die Bürgerinitiative seinetwegen auf die Barrikaden geht, tangiere ihn nicht. Der derzeitige Mieter, Gastwirt Andreas Weishuber, fungiert in der Kontroverse als Bremsklotz. Laut Mietvertrag darf er noch dreieinhalb Jahre bleiben. Der Baubeginn musste deshalb auf unbestimmte Zeit verschoben werden. „Ich fühle mich nach Strich und Faden betrogen. So einfach kriegt mich hier keiner raus.“

In der Atempause soll das Bundesdenkmalamt zum Umdenken bewegt werden. Die Ernennung des ehemals prächtigen Bauernhofs mit historischen Gewölben zum Denkmal hat die Bürgerinitiative noch nicht aufgegeben. Landeskonservatorin Ulrike Knall-Brskovsky winkt ab: „Eine Unterschriftenaktion macht noch lange kein Denkmal. Wenn man den Hof nur ansatzweise nutzen will, geht der Denkmalcharakter verloren. Es gibt in Oberösterreich Bauten, die ein derartiges Engagement viel nötiger hätten.“

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