Stift Zwettl: Ein frisches Lüftchen hinter den Granitmauern

Manfred Bretterbauer und Karl Eichinger stehen in der Barocken Bibliothek im Stift Zwettl.
Karl Eichinger bringt Abwechslung in das Programm der „Internationalen Konzerttage“.

Am Anfang war die Egedacher Orgel. Seit dem 18. Jahrhundert thront das historische Instrument auf der Westempore und füllt die Zwettler Stiftskirche regelmäßig mit ihrem tragenden Klang. Manfred Bretterbauer ist mit ihrer Geschichte bestens vertraut.

Johann Ignaz Egedacher hat sie 1731 in Passau gebaut, hat sie mit dem Schiff nach Krems gebracht und mit dem Ochsenfuhrwerk hierher“, erzählt er, den Blick auf die silbern glänzenden Metallpfeifen gerichtet, während sein Atmen in der frostigen Luft kondensiert.

Wahrzeichen

Nach einem Arbeitsunfall hat der ehemalige Polier den Portierposten auf dem Gelände des historischen Klosters übernommen, geht dieser Arbeit mittlerweile seit fast 30 Jahren nach und ist unter anderem an der Organisation der Internationalen Konzerttage beteiligt. Die mehrtägige Musikveranstaltung wurde bereits in den 80er-Jahren als „Orgelfest Stift Zwettl“ ins Leben gerufen – mit dem sakralen Pfeifenensemble als Gründerinstrument, wie Bretterbauer erzählt.

Bis heute erklingt die historische Orgel im Rahmen der jährlichen Konzertreihe. „Das ist so das Wahrzeichen von der Stiftskirche“, ergänzt Karl Eichinger und reibt sich die leicht geröteten Hände. Der Pianist kehrte 2024 in seine Heimat zurück, um die Intendanz der Konzerttage zu übernehmen. Heuer war der 60-Jährige erstmals für die Leitung zuständig. „Wir haben uns gut geschlagen 2025, sogar mit einer Steigerung beim Kartenverkauf“, lautet sein Fazit.

Zukunftsmusik

Eichinger hat bereits damit begonnen, der Veranstaltung seinen eigenen künstlerischen Stempel aufzudrücken: „Wir haben das Programm erweitert. Vom Barock weg, in die Klassik, Romantik und auch Jazz-inspirierte Sachen.“ Von 4. bis 18. Juli 2026 wird erneut zu den Internationalen Konzerttagen geladen. Neben der Hallenkirche dienen etwa die barocke Bibliothek, die Arkadengänge und die barocke Orangerie als musikalische Bühne.

Einige Gäste reisen von Wien oder Linz an, um den Stücken zu lauschen. Vereinzelt nehmen Besucherinnen und Besucher den langen Weg aus Salzburg und Deutschland in Kauf, um die unterschiedlichsten Klängen im spirituellen Ambiente zu genießen. Künftig sollen verstärkt Waldviertlerinnen und Waldviertler hinter die Granitmauern gelockt werden. Das sei mit dem Jazz-Projekt bereits in Teilen gelungen, „wo auch sehr viele Zwettler gekommen sind“.

Ein weiterer Fokus liegt auf der Kombination von Komposition und Literatur: „Das hat sich sehr bewährt.“ Für die kommende Saison ist eine Lesung von Philipp Hochmair geplant. Der österreichische Schauspieler – unter anderem bekannt für seine Rolle als Jedermann bei den Salzburger Festspielen – wird aus „Der Hagerstolz“ von Adalbert Stifter rezitieren. Für die musikalische Untermalung sind Stücke von Anton Bruckner geplant. Insgesamt wird an drei Wochenenden aufgespielt. Nähere Details zum Programm finden sich online.

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