Waldviertler Teiche, die mehr können als nur Karpfen
Der Karpfen gilt als traditionelles Weihnachtsgericht. In Niederösterreich gibt es etwa 4.200 Fischteiche – rund 2.500 davon sind Waldviertler Karpfenteiche. Dort werden pro Jahr rund 400 Tonnen des Speisefisches produziert.
Und genau dort, nämlich im Bezirk Gmünd, wurden die Teiche und ihre Bewohner von Wissenschaftern der Universität für Weiterbildung Krems (Donau-Uni) und des „WasserCluster Lunz“ beforscht. „Ausnahmslos jeder dieser 2.500 Teiche ist vom Menschen gemacht, um Menschen zu ernähren“, betont Forschungsleiter Martin Kainz von der Donau-Uni. „Es gibt kaum ein anderes System, welches so gravierend bei der Erstellung in die Natur eingreift und gleichzeitig eine so gewaltige Erhöhung der Biodiversität hervorbringt. Eine neue Lebensgemeinschaft konnte sich in den Teichen entwickeln“, sagt Kainz. Und nicht nur dort. Er erzählt, dass am Jägerteich im Bezirk Waidhofen an der Thaya 50 verschiedene Vogelarten gezählt worden seien – „sie fressen die Insekten, die im Wasser schlüpfen, ohne die Teiche, wären sie gar nicht da“.
Die wichtigsten Erkenntnisse aus der Forschung fasst Kainz in drei Punkten zusammen:
Vielfalt bei Plankton
In den neun untersuchten Teichen wurde eine etwa dreimal höhere Artenvielfalt von Algen und Zooplankton als in Bergseen gefunden.
Mehr Omega-3-Fettsäuren
Der Karpfen bietet mehr für den Menschen lebenswichtige Omega-3-Fettsäuren als ursprünglich angenommen. Auf eine Speiseportion (200 Gramm) kommt rund 1 Gramm, laut WHO werden täglich zwischen 250 und 500 Milligramm empfohlen. Kainz weist aber darauf hin, dass es dabei auch auf die Zubereitungsart ankommt: Am besten ist die Aufnahme, wenn der Fisch kurz im Rohr gebacken wird.
Keine Schadstoffe
Bei den Karpfen waren kein Quecksilber und keine Pestizidbelastung nachweisbar.
Diese Punkte zeigen und unterstreichen den Mehrwert der Waldviertler Teichsysteme, die auch zur Klimaregulierung beitragen.
Obwohl die Lebensgemeinschaften in den Teichen eine enorme Widerstandskraft aufweisen, wird in der Studie aber deutlich, dass bei gewissen Graden von Überdüngung und Verschmutzung die hohe Biodiversität und die ökologischen Funktionen bedroht sind.
Der Hauptstudienautor, Cihelio Alves Amorim, schlägt einen gezielten Einsatz von Fischfutter und Düngemitteln vor, um die Wasserqualität in den Teichen zu verbessern und eine hohe Biodiversität zu erhalten.
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