Zwei tote Luchse in Plasticksackerl entdeckt

Ein Luchs schleicht in einem Waldgehege nahe der Rabenklippen bei Bad Harzburg (Foto vom 30.04.2008). Einer der im Harz frei lebenden Luchse ist offenbar bis in die Lüneburger Heide gewandert. Es gebe Meldungen, wonach ein Tier im Landkreis Celle gesehen worden sei, sagte der Koordinator des Wiederansiedlungs-Projektes am Montag (09.06.2008). Es sei denkbar, dass eines der Raubtiere tatsächlich aus dem Harz bis in die Heide gelangt sei. Ein zweifelsfreier Beweis dafür liege aber noch nicht vor. Foto: Holger Hollemann dpa/lni +++(c) dpa - Bildfunk+++
Bei den toten Tieren soll es sich um eine Mutter und ihr Junges handeln. Der WWF kritisiert einen schlampigen Umgang mit dem Todesfall. Die Behörde weist die Vorwürfe zurück.

Zwei tote Luchse wurden in einem mit Steinen beschwerten Plastiksack im Fluss Ysper im Waldviertel, Bezirk Melk, gefunden. Dem Vernehmen nach handelt es sich um eine Mutter mit ihrem Jungen. Laut einer Meldung des Luchsprojekts Österreich Nordwest hatte die niederösterreichische Polizei bereits Anfang August den grausigen Fund in einem kleinen Bootshafen an der Mündung der Ysper in die Donau gemacht.

Offenbar seien beim Umgang mit der Straftat unverzeihliche Fehler gemacht worden, kritisiert der WWF. Statt die Tötung und Versenkung der Wildtiere in den Fluss genauestens zu untersuchen, um die Täter später zur Verantwortung ziehen zu können, veranlasste laut Luchsprojekt Österreich Nordwest die Bezirkshauptmannschaft Melk die Übergabe der Kadaver an die Tierkörperverwertung. Das „Beweismittel“, das zur Aufklärung einer möglichen Straftat notwendig gewesen wäre, ist somit nicht mehr greifbar, die Todesursache nicht mehr feststellbar. „Der Umgang der Behörde mit dem ungewöhnlichen Fund ist nicht nachvollziehbar“, kritisiert Christina Reisenbichler, WWF-Luchsexpertin. „Statt einer gründlichen Untersuchung der Umstände wurden die Luchse einfach wie Müll entsorgt.“

Aufklärung gefordert

Der WWF fordert trotzdem dringend Aufklärung in dieser undurchsichtigen Angelegenheit und Entscheidungsfindung. „Die österreichischen Luchse sind nach ihrer vollständigen Ausrottung gerade erst dabei, wieder bei uns Fuß zu fassen. Die Population ist noch sehr klein und äußerst verwundbar. Jedes einzelne Tier zählt“, bekräftigt Reisenbichler. Sollte im Fall vorliegenden Fall tatsächlich Illegalität im Spiel sein, ist die Tat schärfstens zu verurteilen und zu ahnden. „Wilderei an bedrohten Tierarten wie Bären, Seeadlern oder eben Luchsen ist kein Kavaliersdelikt sondern ein Verbrechen“, sagt Reisenbichler.

Zu lange im Wasser

Gottfried Hagel von der Bezirkshauptmannschaft Melk bestätigt den Fall. "Am 4. August wurde ein Plastiksack in diesem Bereich gefunden. Er dürfte schon mehrere Tage im Wasser gelegen sein, sagt Hagel. Die darin gefundenen Tiere seien schon stark verwest gewesen, die Kadaver wurden anschließend in ein Kühlhaus gebracht. Nach Rücksprache mit der Polizei wurde entschieden, dass die toten Luchse entsorgt werden sollen. "Man hätte laut den Ermittlern keine Spuren mehr finden können, dafür lag der Sack zu lange im Wasser", berichtet Hagel.

Der Luchs ist nicht nur in Österreich, sondern durch die Fauna-Flora-Habitatrichtlinie auch auf Europäischer Ebene geschützt. Erst kürzlich wurde in einem Forschungsprojekt festgestellt, dass die Großkatzen extrem weite Wanderungen unternehmen.

Pinselohren, geflecktes Fell, runder Kopf, Stummelschwanz: Das sind die wichtigsten Kennzeichen des Eurasischen Luchses (latein: Lynx), der – mittlerweile wieder – in ganz Europa verbreitet ist. Außerdem: die runden Pfotenabdrücke mit bis zu neun Zentimeter Durchmesser, die im Normalfall keine Krallen zeigen. Mit einer Schulterhöhe von bis zu 70 Zentimeter, Kopf-Rumpflänge bis zu 120 Zentimeter und einem Gewicht bis 25 Kilo ist er das drittgrößte Landraubtier Europas nach Bär und Wolf. Lieblingsbeute: Reh, Gämse, Mufflon. Europaweit gilt der Luchs nicht als gefährdet. Sein Abschuss ist in Österreich trotzdem verboten. Zwar sind mehrere Tiere zugewandert, andere ausgewildert worden. Doch ob die neuen, kleinen Populationen überleben können, ist noch nicht gesichert.

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