Zähes Ringen um leistbaren Wohnraum in Niederösterreich

Mehrere Baukräne stehen vor unfertigen Gebäuden auf einer Baustelle.
Besonders in urbanen Gebieten sind Wohnungen für junge Menschen oft kaum erschwinglich.

„Ausziehen darf für die Brunner Jugend nicht zur Utopie werden“, sagt Lorenz Markowitsch. Mit mehreren Mitstreitern marschierte der Vorsitzende der Sozialistischen Jugend in Brunn am Gebirge (Bezirk Mödling) vor der örtlichen ÖVP-Zentrale auf. Grund dafür: In der Gemeinde südlich von Wien tobt gerade ein Streit um ein geplantes Großbauprojekt – und die Volkspartei will die Anzahl dort entstehender Wohnungen deutlich reduzieren.

Maximal 350 sollen insgesamt genehmigt werden, fordert man. Seitens der SPÖ/Neos-Gemeindeführung will man in einem ersten Schritt 390 Wohneinheiten bis zum Jahr 2032 erlauben. Weitere 390 wären danach möglich, wenn die Gemeinde bis dahin keine eigenen Bauprojekte auf dem Areal realisiert. „Wir brauchen dringend leistbare Wohnungen im Ort“, betont Bürgermeister Andreas Linhart (SPÖ). „Derzeit sind 75 verfügbar, dafür haben wir 400 Anfragen.“

Volksbefragung

Weil die ÖVP jedoch starken Zuzug samt Verkehrsaufkommen fürchtet, hat man gemeinsam mit weiteren Oppositionsparteien im Gemeinderat ausreichend Unterschriften für eine Volksbefragung in Brunn gesammelt. Nun will man wissen, ob auch die Mehrheit der Ortsbevölkerung mehr als 350 neue Wohnungen ablehnt.

Von der Sozialistischen Jugend kommt Gegenwind. „Wohnen ist ein Menschenrecht. Und trotzdem sorgen die hohen Mieten dafür, dass sich viele Menschen das Wohnen nur schwer oder gar nicht mehr leisten können. Gerade junge Menschen“, so Markowitsch. Unterstützung erhält er von SJ-Landesvorsitzender Amelie Muthsam: „Die ÖVP betoniert Jugendliche im Hotel Mama ein“, kritisiert sie. „Der Traum von der ersten eigenen Wohnung rückt so für viele in weite Ferne.“

Eine Gruppe junger Leute demonstriert vor dem Büro der Volkspartei Brunn/Gebirge mit Schildern.

SJ-Landesvorsitzende Amelie Muthsam,  SJ-Brunn-Vorsitzender Lorenz Markowitsch und Mitstreiter protestierten in Brunn

ÖVP-Gemeindeparteichef Oliver Prosenbauer wirft der Ortsregierung hingegen vor, sie würde „nur im Interesse der Immobilieninvestoren agieren und am liebsten morgen einen Megawohnbau mit 900 Wohnungen errichten.“

Tatsächlich war seitens der Grundstückseigentümer – Wiener Städtische, Wohnbaugenossenschaft Neue Heimat und der Wohnbauträger „6B47“ – ursprünglich von deutlich mehr Wohnungen auf dem Areal die Rede.

Klaus Wiltschnigg, Leiter der Immobiliensparte bei der Wiener Städtischen, stellt daher nun klar: „Eine Volksbefragung ist ein demokratischer Prozess, den es zu respektieren gilt. Wir rechnen damit, dass unser Konzept aus leistbarem Wohnraum mit optimiertem Energiebedarf und einem ergänzenden Nutzungsmix die Brunnerinnen und Brunner überzeugen wird. Sollte dies nicht der Fall sein, entstünden bestenfalls Wohnungen im Luxussegment, die für Jungfamilien aus dem Ort wohl weder attraktiv noch leistbar wären.“

Neubau in Weinbergen

112 neue Wohnung entstehen bis 2025 auch mitten in den Kremser Weinbergen. Neben Eigentumswohnungen sollen auch Mietobjekte am Bründlgraben 47 Platz finden, wie Jochen Pelzmann, Geschäftsführer der Immobilienfirma Strauss & Partner erklärt. Vor allem den etwa 12.000 Studierenden der Stadt solle hier Heimat geboten werden , so Bundesrätin Doris Berger-Grabner (ÖVP) am Mittwoch beim Spatenstich. In welchem Preissegment die Wohnungen liegen werden , ist noch unklar.

Ob hier wirklich Studenten einziehen, ist aber für Gemeinderat Wolfgang Mahrer (Kremser Linke Stadtbewegung) fraglich. In Krems mangle es schon lange an sozialem Wohnbau. „Doch gegen die Fehler der Vergangenheit ist die Stadt machtlos“, brauche es laut Mahrer Änderungen der Bauordnung auf Landesebene.

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