Nach finanziellen Ungereimtheiten: Ybbser Vizebürgermeister tritt zurück

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SPÖ-Stadtvize Dominic Schlatter gestand Unstimmigkeiten um Rechnungen bei Aktion "Tschernobyl-Kinder" und erklärte Rücktritt.

Da er als Verantwortlicher für den Verein  "Tschernobyl-Kinder Ybbs“ für gehörige finanzielle Ungereimtheiten gesorgt haben soll, ist Dominic Schlatter, der SPÖ-Vizebürgermeister der Stadtgemeinde Ybbs/Donau, von seinem Amt zurückgetreten. Die gemeinsam mit Global 2000 seit 30 Jahren gepflegte Aktion,  größere Gruppen von krebskranken Tschernobyl-Kindern für dreiwöchige Erholungsferien ins Mostviertel zu holen, und auch die Ybbser Stadtpolitik erleidet durch den Skandal einen herben Dämpfer. 

Noch sind die Umstände über die Finanzmisere nicht offiziell aufgearbeitet. Weil Schlatter aus gesundheitlichen Gründen bei der Organisation der Kinderaktion durch einen Vorgänger ersetzt werden musste, dürften die Unregelmäßigkeiten aufgefallen sein.

Laut NÖN soll es um eine Summe von rund 25.000 Euro gehen, die der Vizebürgermeister aufgrund persönlicher Schwierigkeiten und gesundheitlicher Probleme zweckentfremdet haben soll. SPÖ-Bürgermeisterin Ulrike Schachner soll den Rücktritt bestätigt haben. 

Da sie sich in Sitzungen befindet, war sie bislang für den KURIER nicht erreichbar. Sie hat aber bereits die Mitglieder der Stadtregierung über den Rücktritt und die geplante Nachfolge Schlatters informiert. Demnach wird der SPÖ-Baustadtrat Ernst Simmer als Vizebürgermeister aufrücken.  

Anschuldigungen

Die Anschuldigungen über fehlende Rechnungen und Vorwürfe über möglicherweise veruntreutes Geld in der Aktion Tschernobyl-Kinder sind in den vergangenen Wochen laut geworden. Am Wochenende dürfte der Druck auf Schlatter gestiegen sein, was letztendlich zu einem Eingeständnis und zum Rücktritt geführt hat. 

Zahlreiche Gemeinden im Mostviertel unterstützen die Tschernobyl-Aktion alljährlich. Bald 3.000 Kinder waren, so wie auch heuer, zu Gast.  

Schlatter ist Vizebürgermeister und auch geschäftsführender Stadtparteiobmann der Ybbs Bürgermeisterpartei SPÖ. Für die Gemeindepolitik bedeutet das Auffliegen der Affäre jedenfalls eine harte Zukunft. Bürgermeisterin Schachner muss  sich nach ohnehin politisch schwierigen Jahren erneut im Krisenmanagement beweisen. 

Nachfolger gesucht

Schlatter ist zudem vielseitig aktiv und hat zuletzt auch an vorderster Front um den Erhalt des Notarztstützpunkts in Ybbs/Persenbeug gekämpft. Auf der Homepage der SPÖ Ybbs wird sein ehrenamtliches Engagement, ob bei den Kinderfreunden, bei der Aktion „Tschernobyl-Kinder Ybbs“ oder beim Verein „Soziales  Ybbs“ in den Fokus gestellt. In all diesen Führungsposition gilt es nun Nachfolger zu finden.

Ob  die angeblichen Fehlleistungen des Stadtvizes auch gerichtliche Folgen haben werden, ist unklar. Laut Medienberichten soll die Bürgermeisterin von einer Anzeige absehen, weil Schlatter Reue zeigt und den finanziellen Schaden  ersetzen will und das zum Teil auch schon gemacht habe.  

Kein Verfahren 

Der Sprecher der Staatsanwaltschaft St. Pölten, Leopold Bien, bestätigt, dass in der Causa noch kein Verfahren anhängig sei.  Schlatter selbst war für den KURIER nicht erreichbar. 

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