Wr. Neustadt: Wirbel um Giftmüll-Deponie

Die gefährliche Aluschlacke
Das Land prüft, ob die Aluschlacken-Deponie nur zugedeckt statt geräumt wird. In der Stadt ist man fassungslos.

Es wird die teuerste Giftmüll-Räumung in der Geschichte der Republik. So war es zumindest der Plan. Nun steht laut Informationen des Wiener Neustädter Rathauses jedoch ein großes Fragezeichen hinter der Räumung der Aluminiumschlacken-Deponie bei Wiener Neustadt. Das Land NÖ prüft, ob eine Ummantelung der Deponie statt der Räumung in Frage kommt. Bürgermeister Bernhard Müller spricht von einem Affront und attackiert die zuständige Abteilung des Landes.

Seit der Umweltkatastrophe von Ungarn, wo roter Giftschlamm das Dorf Kolontár unter sich begraben hat, weiß man in Österreich um die Gefährlichkeit von Aluschlacke. Etwa 680.000 Tonnen des Giftmülls schlummern zusammen mit 300.000 Tonnen anderer Abfälle in einer alten Kiesgrube bei Wiener Neustadt. Obwohl der Bund seit Anfang der 90er-Jahre von der tickenden Zeitbombe wusste, gab das Lebensministerium  erst im Dezember 2010 grünes Licht für die 200.000 Millionen Euro teure Räumung.

Alternative

Obwohl bereits am 16. November die mündliche Verhandlung für die Umweltverträglichkeitsprüfung (UVP) stattfindet, prüft das Land nun doch eine Alternative zur Räumung, wettert Stadtchef Müller. Demnach hat der für die Abteilung "Wasser" zuständige Landesbeamte eine Machbarkeitsstudie bei der TU Wien für die sogenannte "Sargdeckelvariante" in Auftrag gegeben. Dabei wird der Giftmüll nicht geräumt, sondern von oben nur gegen eindringenden Regen abgedichtet. Diese Methode würde zwar nur einen Bruchteil der Räumung kosten. "Aber von unten kann das Grundwasser noch immer eindringen und die Giftstoffe ausspülen", heißt es im Rathaus.

Laut einer alarmierenden Studie der Montanuniversität Leoben werden schon jetzt jährlich rund  985 Tonnen Chlorid, 547 Tonnen Nitrat und 164 Tonnen Ammonium in das Grundwasserreservoir der Mitterndorfer Senke gespült. Müller ist "fassungslos", dass ein Landesbeamter blockiert, obwohl es grünes Licht für die Räumung gibt.

Beim Land NÖ verspricht man, dass es zu keinerlei Verzögerungen kommen wird. "Die Machbarkeitsstudie wurde in Auftrag gegeben, um die optimale Variante zu finden", so ein Sprecher von Umwelt-Landesrat Stephan Pernkopf. Für Müller gibt es nur eine optimale Variante, und die ist den Giftmüll zu entsorgen.

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