Wäre es ein Reh, Hirsch, oder Wildschwein, würde man waidmännisch von einem perfekten Abschuss sprechen.
Jener Wolf, der am Dienstag angespült in der Donau bei Tulln entdeckt wurde, ist mit einem gezielten Schuss getötet worden. Dass ist das Ergebnis der veterinärmedizinischen Untersuchung. Wie Polizeisprecher Johann Baumschlager erklärt, ist das Projektil mit großer Wahrscheinlichkeit aus einem Jagdgewehr abgefeuert worden. Die polizeilichen Ermittlungen konzentrieren sich daher auf ein „schwarzes Schaf“ innerhalb der Jägerschaft. Vermutet wird, dass der zweijährige Wolfsrüde einem Jäger vor die Flinte gelaufen ist und das Tier danach in die Donau geschmissen wurde.
Dem Schützen drohen in diesem Fall bis zu zwei Jahre Haft. Mit dem Abschuss des geschützten Raubtieres wurde gegen geltendes Recht verstoßen. Ermittelt wird wegen vorsätzlicher Schädigung des Tier- und Pflanzenbestandes. Mit forensischen Untersuchungen der kriminalpolizeilichen Untersuchungsstelle, kurz KPU, versucht man Kaliber und genaue Type der abgefeuerten Munition heraus zu finden.
Umweltkriminalität
Chefinspektor Christian Ebner vom NÖ Landeskriminalamt (LKA) hat mit solchen Fällen Erfahrung. Mit seinem Team untersucht der 59-jährige Kriminalist seit Jahren neben Umweltdelikten auch die Serie vergifteter, streng geschützter Greifvögel.
Das nö. Weinviertel galt lange Zeit als das Bermudadreieck für Adler, Rohrweihen, Bussarde und Co. Mehr als 120 geschützte Tiere sind in den vergangenen Jahren in der Region vergiftet oder abgeschossen worden. Auffällig ist, dass mit dem Tod eines der Verdächtigen die Fälle abrupt zu Ende waren.
Da die Rückkehr des Wolfes mit mindestens vier bestätigten Rudeln im Waldviertel derzeit extrem polarisiert, geht Ebner davon aus, dass das erschossene Tier von Tulln kein Einzelfall bleibt. „Solche Fälle werden uns sicher noch länger beschäftigen“, sagt der Chefinspektor.
Das LKA setzt bei den Ermittlungen auch auf die Unterstützung der Bevölkerung. Wer hat am Abend des 11. Juli am Nordufer der Donau in Tulln verdächtige Wahrnehmungen gemacht bzw. einen Schuss in der Umgebung wahrgenommen? Wer kann Hinweise auf den Schützen geben? Hinweise an die Polizei unter der Rufnummer 059 133 30-3333.
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