Wo das blaue Auge viel zu viel ist
Die Gewalt gegen Frauen bleibt ein Gesellschaftsproblem. Jede fünfte der 670.000 in NÖ lebenden Frauen soll mit körperlicher, sexueller oder psychischer Gewalt konfrontiert sein. Im EU-Durchschnitt ist gar jede dritte Frau betroffen. Um die im häuslichen Bereich noch immer sehr verdeckte Gewalt trotz flächendeckender Schutzzentren und Frauenberatungsstellen besser stoppen zu können, setzt Landesrätin Barbara Schwarz eine neue Initiative.
Bei der Konferenz der Frauenreferentinnen der Bundesländer am Freitag wird Schwarz fordern, dass Gesundheits- und Krankenpflegepersonal, sowie Ärzte, besser für den Kampf gegen Gewalt an Frauen geschult werden. „Erkennen von Gewalt und gerichtsverwertbare Dokumentation müssen verpflichtend in die Ausbildungspläne des medizinischen Personals aufgenommen werden“, verlangt Schwarz.
Geschultes Personal soll dazu beitragen, dass Opfer die Scheu ablegen und die wahren Verletzungsgründe zugeben. Erst wenn ein Offizialdelikt vorliegt, kann per Anzeige die Polizei eingeschaltet werden. Seit 15 jahren werden über die NÖ Frauenschutzeinrichtungen bereits 5700 Mitglieder von Gesundheitseinrichtungen, der Exekutive oder auch der Gemeinden über gewaltspezifische Inidizien bei ihren Klienten informiert. Abhängigkeitsverhältnisse, ökonomische Gründe oder Angst seien die Hauptursachen, warum Opfer vielfach nicht gegen ihre Peiniger aussagen.
„Das blaue Auge ist in so einem Zusammenhang schon viel zu viel“, erklärt Schwarz. Direkt oder indirekt seien auch Kinder häufig weitere Opfer bei Übergriffen auf ihre Mütter. Allein in den zehn NÖ Frauenberatungsstellen habe man 2014 2763 in 5207 Stunden anonym zum Thema Gewalt beraten, berichtete deren Sprecherin Elisabeth Cinatl. In vielen Fällen würden die Frauen dann bei weiteren entscheidenden Schritten, wie Wegweisungen der Gewalttäter, Scheidungen oder anderen Problemstellungen begleitet. NÖ ist das einzige Bundesland in dem über die Gebietskrankenkasse auch Psychotherapie nach Gewaltattacken geleistet wird. 4000 Stunden stehen dafür jährlich zur Verfügung. Dieser Topf ist jährlich ausgebucht. Für die Beratungen in den Frauenzentren gibt es regelmäßig Wartelisten.
Die Schutzeinrichtungen sind über die Frauenhelpline 0800 222555 erreichbar.
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