Wirte fürchten Schiffstouristen

Hotelschiffe in der Wachau.
Donau-Chef Schröder sieht hohe Wertschöpfung / Gäste kommen aufs WC statt zu konsumieren, kritisieren Wirte.

"Zum Einkehren haben sie keine Zeit, aber zum Pinkeln kommen die Passagiere in Scharen", sagt Elisabeth Brunner. Die Chefin des Restaurants "Alte Post" in der Kremser Fußgängerzone ist nicht die einzige, die den Donau-Tourismus mit großen Kreuzfahrtschiffen wenig abgewinnen kann. Auch viele andere Wirte – nicht nur in Krems – können sich kaum dafür begeistern.

In Krems hat die aktuelle Diskussion um eine neue Schiffsanlegestelle die Diskussion angeheizt. Trotzdem ist man bei der Donau-Tourismus-GmbH überzeugt, dass dieses wachsende Segment einiges an Wertschöpfung selbst im Winter bringt.

"Die meisten frequentieren ausschließlich unser WC", meint auch Siegfried Wagner vom Café Stadtpark, vor dessen Gastgarten die Busse ihre Gäste aussteigen lassen.

Der Grund für fehlenden Appetit: Bis zu fünf Mahlzeiten werden an Bord der großen Kabinenschiffe geboten, vom reichhaltigen Frühstücksbuffet bis zum Mitternachtssnack. Die Landgänge sind knapp gehalten. In einem Vormittag werden beispielsweise eine Stiftsbesichtigung und ein Stadtrundgang zusammengepackt. "Für einen Einkaufsbummel gibt es leider keine Zeit", ist auch die Antwort eines Reisebüros auf eine Anfrage.

"Wir bekommen fertige Programme, können darauf keinen Einfluss nehmen. Das Zeitkorsett ist knapp, selten bleibt eine halbe Stunde, in der Gäste einen Kaffee konsumieren oder ein Geschäft betreten können", berichtet Fremdenführerin Ulrike Hohenwarter aus der Praxis.

Viele Gastronomen sind frustriert, weil Zählungen der Kremser Innenstadt zwar hohe Passantenfrequenz bescheinigen. Dass der Umsatz nicht mit halte, sehen sie als Bestätigung für ihre Beobachtungen.

In Dürnstein kennt man die Situation schon lange. Die enorme Besucherfrequenz beschert der Stadt durch Abfallbeseitigung, Abnützung öffentlicher Einrichtungen und WC-Anlagen deutlich mehr Kosten als Nutzen. Besonders, wenn die Passagiere mehrerer "schwimmender Hotels" gleichzeitig einfallen, werde das Gedränge beängstigend. Die Stadt sucht seit Jahren nach Auswegen. Eine Besichtigungsgebühr wäre nicht legal.

Profitabel

Für Donautourismus-Chef Bernhard Schröder ist diese Sicht zu einseitig: "Von der Kreuzfahrtschifffahrt profitieren auch Busunternehmen oder Lieferanten wie Bäckereien, die Passagiere versorgen, Ausflugsziele und Fremdenführer. Die Gäste geben auch Geld für Souvenirs aus." 2005 haben Schiffe in NÖ 900 Mal angelegt, 2013 waren es 1600 Mal. Waren 1992 Schiffe noch an 160 Tagen unterwegs, sind es jetzt 240 im Jahr. Die Wertschöpfung für NÖ wird auf 44 Millionen Euro geschätzt.

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