Winterdienst: "Fire-Storm" für Chaosstrecke

Winterdienst: "Fire-Storm" für Chaosstrecke
Der erste Schneefall kommt bestimmt.Auf der A 21 ist dieses erste Mal immer ein besonders sensibles Thema.

Mit "Autofahrer stecken im Schneechaos" sorgte die A 21 in den vergangenen Wintern zuverlässig für Schlagzeilen. Die "Gebirgsautobahn" vor den Toren der Bundeshauptstadt ist eine besondere Herausforderung für den Winterdienst. Die Vorbereitungen mit einem neuen Einsatzplan laufen bei der Autobahnmeisterei Alland im Bezirk Baden bereits jetzt auf Hochtouren.

Neu ist der Chef in Alland. Der erst 34 Jahre alte Martin Kottek geht in seinen ersten Winter als Meister der Autobahnmeisterei. An Erfahrung mangelt es aber nicht: "Ich war elf Jahre Winterdienstleiter in Wien, aber jetzt will ich einmal richtigen Schnee sehen", scherzt Kottek. Grundkenntnisse hat er genügend, aber die Situation hier ist natürlich ganz anders als in der Großstadt. "Wir werden offiziell als Gebirgsautobahn geführt und bei Steigungen von 5,2 Prozent sind wir das auch. Da haben Schwerfahrzeuge sogar im Sommer manchmal Probleme. Erst recht im Winter", sagt Kottek. Dazu kommt der hohe Lkw-Anteil und dass die A 21 eine Hauptverkehrsroute ist.

Ein weiteres Problem ist, dass es hier nicht - wie etwa am Brenner - kontinuierlich hinauf und dann wieder hinunter geht, sondern vier Steigungsabschnitte gibt. "In jedem Tal kann es ein anderes Wetter haben. Das macht es für uns nicht leichter", sagt Kottek.
Das Arsenal im Kampf gegen den Winter besteht aus zehn eigenen Räumfahrzeugen für die 36 Kilometer. Dazu kommen fünf zugemietete Fahrzeuge von privaten Frächtern. "In Wien haben wir auf der A 23 zum Vergleich 20 Winterdienstfahrzeuge für 55 Kilometer. Aber auf der Südosttangente sind auch 200.000 Fahrzeuge täglich unterwegs", sagt Alexandra Vucina-Valla von der ASFINAG. Die A 23 ist auch dreispurig, die A 21 hat meist nur zwei Spuren.

Damit der Schnee weniger Zeit zum Anhäufen hat, wird ab heuer mit fünf statt vier Räumrouten gearbeitet. Das heißt, ein Schneepflug räumt jede Stelle alle 25 bis 30 Minuten. Bisher waren es 45 Minuten. Der Gesetzgeber schreibt drei Stunden vor. "Mehr können wir nicht mehr tun. Wir sind sehr leistungsfähig, aber wir nehmen auch die Autofahrer in die Pflicht. Wenn Autos im Winter mit Sommerreifen oder abgefahrenem Profil unterwegs sind, helfen auch 15 Schneepflüge nichts", sagt Kottek.

Keine Sperre

Eine Sperre der A 21 als prophylaktische Maßnahme bei Schneefall soll es nicht mehr geben. "Wir werden erst sperren, wenn es wirklich notwendig ist", sagt Vucina. Deutlich verbessert wurde hingegen die Information für Autofahrer. Überkopfanzeiger werden schon ab St. Pölten und Schwechat auf winterliche Verhältnisse auf der A 21 und Umfahrungsmöglichkeiten hinweisen. Auch neu: Bei Schnee sind drei Räumfahrzeuge ständig unterwegs, um hängen gebliebene Lkw wegzubringen, bevor sie zum verhängnisvollen Hindernis werden.

Bereits vorbereitet sind 2500 Tonnen Salz und 40.000 Liter Sole. Und parat steht auch das neue "Wunderauto". Ein "Fire-Storm" aus Italien, der erstmals in Österreich zum Einsatz kommt. Das Feuchtsalz wird mit 70 Grad und sieben Bar Druck auf die Straße gebracht. "Schnee und Eis werden damit regelrecht zerschnitten und der Salzaufwand ist geringer", sagt Kottek. Und er ist sich sicher: "Alles ist vorbereitet. Wir können auf Knopfdruck starten."

Der Schrecken der Fernfahrer

Die 36 Kilometer zwischen Vösendorf und Steinhäusl haben es in sich. Denn die A 21 ist trotz ihrer Lage in Ostösterreich eine waschechte Gebirgsautobahn. Die beiden Teilstücke bei Steinhäusl und Gießhübl gehören mit einer Steigung von maximal 5,2 Prozent zu den steilsten Abschnitten des österreichischen Autobahnnetzes.

So stellt Schneefall alljährlich ein Problem dar. Auf der in weiten Strecken nur zweispurig ausgeführten Autobahn kann ein Wintereinbruch rasch zum räumtechnischen Super-GAU führen. Mitte November 2007 ließ starker Schneefall die Lkw in Massen hängen bleiben. Ein wahres Verkehrschaos war die Folge. Die Autobahn war für mehr als 13 Stunden gesperrt. Rund 4000 Autofahrer mussten eine eisige Nacht in ihren Fahrzeugen verbringen. Als Folge kam die Schneekettenpflicht ab 1. November in Österreich. Am 2. Dezember des Vorjahrs blieben nach starkem Schneefall wieder Dutzende Lkw auf der A 21 hängen. Die gesamte Autobahn war diesmal fünf Stunden lang gesperrt.

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