So long, Winnetou: Aus für Karl-May-Festspiele in Winzendorf

So long, Winnetou: Aus für Karl-May-Festspiele in Winzendorf
Intendant verkauft das gesamte Areal im Steinbruch für 5,7 Millionen Euro. 30 Jahre lang wurden dort Karl-May-Klassiker aufgeführt.

30 Jahre lang lag der Wilde Westen im Bezirk Wiener Neustadt - genauer gesagt im Steinbruch Winzendorf. Für fast zehntausend Besucher waren die Karl-May-Festspiele mit Winnetou und Old Shatterhand jedes Jahr ein Fixpunkt im Kalender. Besonders Kinder wurden von dem Spektakel magisch angezogen.

Damit scheint nun Schluss zu sein. Das 26.400 Quadratmeter große Areal steht für wohlfeile 5,7 Millionen Euro zum Verkauf.

Der Intendant der Karl-May-Festspiele und Eigentümer des riesigen Areals, Martin Exel, arbeitet an einer Ausstiegsstrategie. Hatte er im vergangenen Dezember noch angekündigt, zur Weiterentwicklung des Spektakels zunächst eine "kreative Pause" im Jahr 2025 einzulegen, scheint nun alles anders, berichtete am Mittwoch zuerst die NÖN.

30 Schauspieler

Im Gespräch mit dem KURIER bestätigt Exel seine Verkaufspläne. Dem Architekt gehöre seit über 20 Jahren das Gelände, seit 13 Jahren sei er Veranstalter, Intendant, Regisseur und in früheren Jahren immer wieder auch Akteur der beliebten Winnetou-Spiele. Bei 12 Veranstaltungen im vergangenen Jahr sorgten 30 Schauspieler und Statisten für spektakuläre Stunts auf einer der größten Indoor-Bühnen Europas. Gezählt wurden zum 30-jährigen Jubiläum mehr als 9.000 Besucher.

So long, Winnetou: Aus für Karl-May-Festspiele in Winzendorf

Bis zu zehntausend Besucher kamen jeden Sommer zu den Karl-May-Festspielen in den Kalksteinbruch

Die Karl-May-Festspiele waren in der Vergangenheit ein wichtiger Bestandteil des kulturellen und touristischen Angebots in der Region. Umso unerfreulicher ist es nun für die Gemeinde, dass das Areal verkauft wird.

"Ich bin 55 Jahre und kann das auch nicht ewig machen. Es ist an der Zeit an einer Lösung für die Zukunft zu arbeiten", meint Exel. Deshalb habe man sich dazu entschieden, das Steinbruch-Areal zum Kauf anzubieten. Für 5,7 Millionen Euro gibt es nicht nur das Festspiel-Areal samt Bühne und 1.600 Quadratmeter großer Halle vor der Kulisse des stillgelegten Kalksteinbruches.

Dancingstar

Auf dem Gelände befindet sich auch eine 250 Quadratmeter große Tanzschule, die von Helene Exel betrieben wird. Die Ehefrau von Martin Exel stand bei den ORF-Dancingstars bereits als Profitänzerin auf der Bühne.

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Martin und Helene Exel mit dem Winzendorfer Bürgermeister Peter Mayer (UBL)

Privathaus, Gastronomie und Photovoltaik

Des Weiteren gibt es am Gelände ein 2023 errichtetes Privatanwesen mit 300 m2 Nutzfläche sowie einen 400 m2 großen Gastronomiebetrieb. Ein Highlight der Liegenschaft ist die im Dezember 2021 installierte Photovoltaikanlage mit einer Leistung von 200 kWp, bewirbt der Immobilienmakler die Vorzüge des Areals.

Verkauft wird alles in Bausch und Bogen. "Das Areal bietet vielfältige Nutzungsmöglichkeiten. Vielleicht gibt es ja andere Nutzungsideen, im Gesundheitsbereich zum Beispiel", erklärt Exel.

Hinter den Kulissen waren die Festspiele zuletzt in die Mühlen der Politik und diverser Konflikte in der Ortschaft geraten.  Wie aus politischen Kreisen zu erfahren war, wurde die Familie wegen ihres Privatwohnsitzes auf dem Gelände angefeindet. "Sie wohnen völlig zurecht dort. Aber es gibt wie überall Neider“, stellt Bürgermeister Peter Mayer (Liste UBL) klar.

Die Lust verloren

Wie Exel erklärt, haben die „negative Stimmung“ und Scharmützel dazu beigetragen, dass er die Lust an den Karl-May-Festspielen verloren habe. Am Dienstag habe es dazu aber eine Besprechung mit dem Bürgermeister  und der Opposition gegeben. Einige Dinge konnten dabei auch ausgeräumt werden.

Sollte die Immobilie nicht rasch verkauft werden, könne sich der Intendant auch gut vorstellen, 2026 noch eine Saison zu spielen und Winnetou und Old Shatterhand ein letztes Mal über das Ufer des Rio Pecos reiten zu lassen. "Wir würden das natürlich sehr begrüßen. Diese Veranstaltung ist untrennbar mit Winzendorf verbunden“, meint der Bürgermeister. Ein Ende der Spiele sei für die Gemeinde "sehr bitter“.

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