Wildschweine erobern die Gebirge

Wildschwein
Milde Winter lassen die Population explodieren. Das sorgt für ungeahnte Probleme.

In einem sind Forscher, Landwirte und Jäger einig: „Wenn es eine Gattung gibt, die vom Klimawandel profitiert, dann sind es die Wildschweine“, sagt beispielsweise Erhard Brandstetter. Er beobachtete die Entwicklung als Stellvertretender Landesjägermeister von Niederösterreich 26 Jahre lang. Das Ergebnis: Die Tiere richten nicht nur in ihren angestammten Gebieten große Schäden an. Sie breiten sich in hohem Tempo bis ins Hochgebirge aus. Jetzt beginnen sie, Almen umzugraben.

„Weil strenge Winter seltener werden, überstehen mehr Junge als je zuvor diese Jahreszeit. Ungünstige Bedingungen im Winter haben immer den größten Anteil an der Bestandsregulierung, aber diese Wirkung lässt nach“, sagt Walter Arnold, Leiter des Instituts für Wildtierbiologie an der Veterinärmedizinischen Universität Wien.

Milderes Klima führt dazu, dass der Wald häufiger als bisher große Mengen an Eicheln und Bucheckern hervorbringt. Zu diesem perfekten Mastfutter kommen starke Mäusejahre. Die Suche nach ihren Wintervorräten lässt Wildschweine neben Feldern auch Wiesen hektarweise umpflügen. Üppige Ernährung hat zur Folge, dass junge Wildschweine schneller als bisher ein ausreichendes Gewicht für die Geschlechtsreife und Vermehrung entwickeln, berichten Jäger.

Die Bejagung wird dafür immer schwieriger. Einerseits sind die Tiere extrem lernfähig. Andererseits fehlt im Flachland immer öfter der Schnee, der Jägern genug Sicht gibt, um in der Nacht zum Schuss zu kommen.

Almen

So breiten sich die Tiere – auch durch Populationsdruck – bis in die Alpen aus. Erste Freude über die „Exoten“ in den Revieren weicht bereits Ärger über Schäden. „Das Schwarzwild steigt in Höhen bis 1700 Meter auf, überwintert teilweise dort und beginnt, Schäden an den Almböden anzurichten“, bestätigt etwa der Bezirksjägermeister von Leoben in der Steiermark, Jörg Rückert: „Die Wissenschaftler haben uns gesagt, dass das erst der Beginn der Entwicklung ist. Wir bemühen uns, die Population zu begrenzen, aber das macht mir große Sorgen.“

Kommentare