Hilfsbereitschaft für die Opfer

Beim Gedenkgottesdienst in Annaberg trauerten Polizisten und Rotkreuz-Sanitäter gemeinsam.
Gedenkgottesdienst in Annaberg: Sechs hinterbliebenen Kindern soll der Weg in die Zukunft erleichtert werden.

Beim Gedenkgottesdienst in Annaberg für die getöteten Polizisten Johann Ecker, Manfred Daurer, Roman B. und den Rettungssanitäter Johann Dorfwirth am Freitagvormittag waren zwei Witwen nicht dabei. Die Frauen waren weder psychisch noch physisch in der Lage, diese berührende Andacht von Polizei und Rotem Kreuz durchzustehen. Und das Schlimmste kommt erst: Nämlich das Begräbnis.

Hilfsbereitschaft für die Opfer

Für die Zukunftsplanung der insgesamt sechs hinterbliebenen Kinder fehlt da noch die Kraft und die Zeit. Hier setzt aber die große Hilfsaktion des Kuratoriums Sicheres Österreich (KSÖ) und des KURIER an. Diese Aktion ist bereits vom Start weg auf äußerst breite Resonanz gestoßen. Bundespräsident Heinz Fischer, die gesamte Bundesregierung und der Landeshauptmann von Niederösterreich, Erwin Pröll, begrüßen diese Initiative.

Schon in den ersten Tagen haben spontan zahlreiche private Spender und Großspender Spendenzusagen abgegeben. Zuletzt stellte sich Rudolf Leeb von der Bawag im Auftrag von Generaldirektor Byron Haynes mit einem namhaften Betrag ein.

Lebenssituation

Über den Einsatz der Mittel muss im Detail noch entschieden werden. Die Witwen sind noch nicht in der Lage, eine exakte Analyse über ihre Lebenssituation abzugeben. Von Kollegen und Polizei-Gewerkschaftern ist aber zu erfahren, dass sie teilweise vor dramatischen Herausforderungen stehen. In einem Fall sind Schulden nach einem Hausumbau zu bewältigen. In einem anderen Fall geht es um den Erhalt einer Kleinlandwirtschaft.

Dazu kommen sechs Kinder im Alter zwischen sechs und 19 Jahren. Für KSÖ-Präsident Erwin Hameseder steht vor allem das Schicksal dieser Kinder im Vordergrund. Diesen Kindern und Jugendlichen, so Hameseder, gelte es, ihren Weg zum Erwachsenwerden zu erleichtern. Keines der Kinder soll wegen Geldmangels etwa auf eine gute Ausbildung verzichten müssen.
Über die Spendenmittel wacht ein Notar. Die weitere Vorgangsweise des KSÖ wird beratend vom Roten Kreuz unterstützt, das mit seinen Kriseninterventionsteams den besten Einblick in die Situation der Familien hat. Die Mittel sollen dann entsprechend der jeweiligen Situation der Familien gerecht und fair aufgeteilt werden.

Nachhaltigkeit

Karl Fiala begrüßt vor allem die vom KSÖ geplante Aktion. Er hat Erfahrung mit Beamten und deren Angehörigen, die im Dienst verletzt oder getötet wurden. Und er weiß: Viele würden es nicht schaffen, aus eigener Kraft durchzukommen. Denn Karl Fiala ist Präsident der Gesellschaft der Freunde und Förderer der Exekutive Niederösterreichs.

Diese Gesellschaft wurde gegründet, nachdem im Jahre 1973 der Gewaltverbrecher Ernst Dostal drei Kriminalbeamte mit Schüssen schwerst verletzt hatte. Die Freunde und Förderer unterstützen Kollegen auch dann noch, wenn diese beispielsweise wegen Invalidität längst aus dem Dienst ausgeschieden sind.

Ein Beispiel dafür ist der Beamte Ottokar Pücher, der damals als 38-Jähriger von Dostal schwerst verletzt wurde. Er verbrachte den Rest seines Lebens querschnittgelähmt im Rollstuhl und konnte sich nur noch mit Augenrollen verständigen. Das Einzige, die er ohne Hilfe tun konnte, war Lesen.

Das war die Geburtsstunde der Freunde und Förderer. Handwerklich begabte Polizisten bauten das Haus Püchers behindertengerecht um. Es wurde begonnen, Geld zu sammeln. Mit den Spenden wurde die Betreuung bis zu seinem Ableben vor etwa einem Jahr aufrechterhalten. Seine Witwe bekommt weiterhin Unterstützung, denn deren materielle Situation ist nach wie vor höchst bescheiden.

Kommentare