Wilderer: Die Beutezüge des Alois H.

Man möchte es kaum für möglich halten, wenn man diese Bilder sieht. Ist ein Mensch tatsächlich in der Lage 49 Einbrüche in Jagdhäuser, Schlösser und Schießstätten zu begehen, ohne dabei eine verräterische Spur zu hinterlassen? Kann eine Person Diebesgut ansammeln, das ganze Lastautos und Hallen füllt?

Die Ermittler des Landeskriminalamtes NÖ sagen ja. Alois Huber, der Wilderer von Annaberg, dürfte ein Einzeltäter gewesen sein. Ein bis zum 17. September 2013 unscheinbarer Unternehmer aus Großpriel im Bezirk Melk ist nicht nur als Vierfachmörder in die österreichische Kriminalgeschichte eingegangen, auch seine Beutezüge suchen ihresgleichen.

Am Donnerstag gaben Fahnder einen Überblick über die Straftaten des Todesschützen. Von 1994 bis Herbst 2013 konnten Huber 91 Delikte nachgewiesen werden. Der 55-Jährige, der sich nach einer Schießerei mit der Cobra in seiner Villa selbst richtete, war also auch schon vor dem Tod seiner Frau aktiv. Ihm konnten zudem Einbrüche in Wien, Kärnten und Salzburg zur Last gelegt werden. Elf Häuser ließ er in Flammen aufgehen. Der Gesamtschaden beläuft sich derzeit bei rund zehn Millionen Euro.

Tiefgefroren

Im Haus und im Bunker des Mannes stießen Ermittler auf eine umfangreiche Sammlung gestohlener Waffen. 305 Schusswaffen, zahlreiche Schalldämpfer und 20.000 Schuss Munition fielen den Ermittlern in die Hände. Bei den Einbruchsopfern handelt es sich in den meisten Fällen um Weidmänner, aber auch Freunde und Jagdkollegen verschonte Huber nicht. Er selbst war als Wilderer höchst aktiv. Im niederösterreichisch-steirischen Grenzgebiet wilderte er 25 Hirsche, die Tatorte lagen meist in unmittelbarer Nähe zu einer Durchzugsstraße. Den erlegten Tieren trennte er das Haupt samt Geweih ab. Insgesamt wurden 600 Reh- und Gamstrophäen sichergestellt. Die Hälfte davon weist keine Markierung auf. Die Kriminalisten glauben deshalb, dass ein Großteil davon ebenfalls gewildert wurde. Unglaublich: Selbst in der Kühltruhe im Keller der Villa wurden die Polizisten fündig. Dort entdeckten sie 29 tiefgefrorene Rehbockhäupter.

DNA-Test

Offen ist allerdings noch die Frage, ob Huber auch ein Ötscherbär vor die Flinte lief. Fest steht, dass im Haus des Mörders ein Bärenfell gefunden wurde. Ein DNA-Test soll Aufklärung bringen, das Ergebnis wird in zwei Wochen erwartet.

Das gesamte Diebesgut konnte noch nicht vollständig zugeordnet werden. Eine Liste ist auf der Homepage des Bundeskriminalamtes zu finden. Hinweise: 059133/30-3333.www.bundeskriminalamt.at

Alois Huber entzieht sich in Annaberg einer Kontrolle, es kommt zu einer Schießerei mit der Polizei. Ein Cobra-Beamter stirbt.

00.45 Uhr: Der Wilderer erschießt aus dem Hinterhalt einen Rettungsfahrer. Anschließend tötet er bei Lassinghof zwei Polizisten und verschanzt sich in seiner Villa.

14 Uhr: Ein Panzer des Heeres wird angefordert.

18.30 Uhr: Die Cobra stürmt das Haus und findet Stunden später die Leiche des Täters in einem Geheim-Bunker.