Wiener will „Braunschlag“ aus dem Dornröschenschlaf holen

Braunschlag, Eisgarn, Bezirk Gmünd, Disco-pächter Walter Grabmüller
65-jähriger Wiener hat die legendäre Disco gepachtet. Das soll der Beginn eines neuen Gesamtkonzepts sein.

Wie bitte? Seine ersten Worte lösen Erstaunen aus. „Willkommen in Braunschlag. Ich bin der echte Bürgermeister“, sagt Walter Grabmüller, während er in Tracht und mit Hut auf dem Kopf die Hand schüttelt. Der 65-jährige Wiener gibt sich staatstragend und verkörpert „Walter Paul der I. von Braunschlag“. Seine Rolle ist Teil eines Konzepts.

Tatsächlich ist der pensionierte Projektplaner der neue Pächter der ausrangierten Disco in Eisgarn im Waldviertel, die mithilfe der schrägen ORF-Serie „Braunschlag“ Berühmtheit erlangt hat. Grabmüller ist überzeugt, aus der 20.000 Quadratmeter großen Liegenschaft eine Attraktion machen zu können: „Wir lassen das fiktive Dorf aufleben. Bustouristen werden kommen“, glaubt er.

Wiener will „Braunschlag“ aus dem Dornröschenschlaf holen

Braunschlag? Nein, Eisgarn. Auf dem Marktplatz wurden viele Szenen gedreht. Im Gemeindeamt saß Robert Palfrader am Bürgermeisterschreibtisch. Die Kirche gehört zur kleinsten Propstei Österreichs
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Manche Gebiete des Waldviertels zählen zu den trockensten Österreichs, andernorts ziehen dicke Nebelschwaden durchs knorrige Gehölz und entsprechen so dem vielstrapazierten Bild vom „mystischen Waldviertel“.
Wiener will „Braunschlag“ aus dem Dornröschenschlaf holen

Doch auch ganz ohne Nebel: Wer schon einmal das Hochmoor bei Heidenreichstein besucht hat oder einfach durch einen der vielen Wälder gewandert ist, sich vielleicht an einen der wie von Riesenhand hingewürfelten Granitblöcke oder auch nur an eine alte Tanne angelehnt hat, der kann sich einem gewissen Zauber nicht verschließen.
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Ein Land im Fokus: Wie der Boden, so die Menschen, die ihm im Lauf der Geschichte stückweise Ackerflächen und Weiden abtrotzten. Hart, ein bisschen stur, dennoch erstaunlich anpassungsfähig. Dabei alles, nur keine Blender.
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Dass sie jetzt, durch die ORF-Serie „Braunschlag“ plötzlich im grellen Scheinwerferlicht der Öffentlichkeit stehen, ist für manche Einwohner von Eisgarn und Litschau, wo ein Großteil der Aufnahmen gedreht wurde, doch ein wenig irritierend.
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In der „Alten Post“, dem einzigen verbliebenen Gasthaus Eisgarns, fliehen Kellnerin und Wirt, als wir sie zur Erfolgssendung mit Robert Palfrader als „ihrem“ Bürgermeister befragen. Dafür sind ein paar Jungs am Stammtisch, die sich hier seit 30 Jahren pünktlich um 11 Uhr zum Schnapsen treffen, gesprächiger.
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Wiener will „Braunschlag“ aus dem Dornröschenschlaf holen

Ein paar Häuser weiter am Gemeindeamt ist Bürgermeister Mader in einer Situation, die beinahe schon an „Braunschlag“ erinnert. Die Presse gibt sich bei ihm die Klinke in die Hand, wir rittern mit einem heimischen Nachrichtenaufdeckermagazin um den nächsten Slot, sind um eine Nasenspitze vorn.
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Die Kollegen ziehen vorerst weiter nach Litschau, da müssen wir dann auch noch hin. Die TV-Serie „Braunschlag“ scheint für die Region jedenfalls fast so etwas zu sein, wie die Marien-erscheinung für den fiktiven Ort Braunschlag.
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„Das ist ja nicht schlecht, wenn sich ein bissl was tut“, sagt Bürgermeister Mader. Im Gegensatz zu seinem filmischen Pendant kann er, wie er uns versichert, nicht den ganzen Tag in der Unterhose auf der Couch sitzen und fernsehen.
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Karl Mader ist Landwirt, da heißt’s um 5.30 Uhr aufstehen und in den Stall, und überhaupt ist auf einem Bauernhof doch einiges zu tun. Nein, seine Expertise in Sachen Bürgermeisteraufgaben wurde von den Serienmachern nicht eingeholt, dafür durfte er dem Nicholas Ofczarek, also dem Discobesitzer Pfeisinger, zeigen, wie man mit der Kettensäge einen Baum fällt.
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„Ein klasser Bursch, der Nicholas. Hat sich auch sehr gschickt ang’stellt“, sagt Bürgermeister Mader. Überhaupt dürfe man halt bei Filmen nicht alles auf die Goldwaage legen. „Natürlich geht’s bei uns anders zu. Ich muss arbeiten, der Palfrader nicht – aber ich krieg ja auch nicht täglich Anrufe vom ,Onkel’ aus St. Pölten. Trotzdem find ich die Serie sehr lustig. Ich würd sie fast auf eine Stufe mit ,Indien’ stellen, einem Film, den ich wirklich sehr mag.“
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Wenn wir allerdings wissen wollen, wie’s in der legendären Eisgarner Disco, die in der Serie ja eine zentrale Rolle spielt, wirklich zugegangen ist, dann sollten wir mit dem Wickerl Löffler reden, dem echten Besitzer.
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Wir treffen Herrn Löffler in Litschau, wo er inzwischen wohnt, im Lokal seines Sohnes, dem „Stadt Pub & Tanzdiele“. Ein freundlicher grauhaariger Mann mit angenehmen Umgangsformen. „Die Serie ist witzig“, sagt er und wirkt doch ein wenig unglücklich. „Die Serie ist eine einzige Verarsche“, sagt Stammgast Struppi von nebenan an der Bar.
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„Na, na, das kann man so nicht sagen“, beschwichtigt Wickerl Löffler. „Ich find ,Braunschlag’ ist ein echter Spaß“, sagt Kellnerin Manuela. „Schaun Sie“, erklärt der alte Discobesitzer, „es ist halt schade, dass wieder mal hauptsächlich Klischees bedient werden. Das Waldviertel: trostlos, perspektivenlos, am Rande der Zivilisation.“
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Schließen musste er die Disco in den 1990ern nicht wegen ausbleibender Besucher, sondern nach Problemen mit den Anrainern. Seitdem führt sein Sohn Pubs und Tanzdielen in Litschau, Waidhofen und Dobersberg. Schwiegertochter Eva, Discobesitzergattin und blond wie Nina Proll, gefällt die Serie trotz der verschobenen Perspektive. „Nur eine Affaire mit dem Bürgermeister könnt ich mir beim besten Willen nicht vorstellen.“
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Auch Löfflers Nachbar am Litschauer Hauptplatz, der Fleischhauer Geitzenauer, gehört zu den Einheimischen, die aktiv an „Braunschlag“ beteiligt waren. Er musste der „Magd Silke“, also Schauspielerin Adina Vetter, zeigen, wie ein Ferkel geschlachtet wird.
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Der Geitzenauer macht alles selber. Und gut. Was sich inzwischen bis nach Wien herumgesprochen hat, wo er unter anderem das Schwarze Kameel beliefert. Vor der Abfahrt gönnen wir uns eine Wurstsemmel. Und? Ob die ORF-Serie Eisgarn und Litschau wirklich zu einem Besuchermagneten machen werden, weiß ich nicht. Aber die Speckwurst vom Geitzenauer hat allemal das Zeug dazu. Allein die ist schon eine Reise wert.
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Obwohl Grabmüller nur von wenigen Bürgern in Eisgarn ernst genommen wird, lässt sich der 65-Jährige nicht verunsichern. Ganz im Gegenteil. „Das wird eine große Sache. Aus der Diskothek machen wir einen Tanzpalast für Oldie-Abende und Konzerte – natürlich mit geringerer Lautstärke als früher, um die Nachbarn ja nicht zu verärgern“, erklärt der gebürtige Waldviertler, der aus Kautzen, Bezirk Gmünd, stammt. Er sieht sich keinesfalls als Spinner, sondern als Visionär.

Unter dem Ortsnamen „Braunschlag“ will Grabmüller auch einen Heurigen, einen Grillplatz ,einen Naschgarten, ein Bründl für das Abfüllen und für den Verkauf von „Marien-Heilwasser“ sowie einen Marktplatz für den Vertrieb regionaler Produkte und ein Gesundheitszentrum errichten lassen. Er denkt aber auch an ein Sport-Erlebnisdorf für bewegungsarme Schüler. „Das Grundstück ist so groß, dass wir viele Ideen verwirklichen können“, erklärt der 65-Jährige, der sich auch eine Kaufoption – Verhandlungsbasis rund 285.000 Euro – gesichert hat. Je länger er nachdenkt, umso mehr Ideen sprudeln.

G’spür

Schon einmal will Grabmüller bei einem Projekt im Burgenland das richtige Gespür gehabt haben. „Ich habe das 67.000 Quadratmeter große Designer-Outlet Parndorf geplant. Derzeit arbeite ich an einem Projekt in Ungarn“, erklärt der Wiener. „Ich habe genügend Erfahrung und die Kontakte, die ich für die neue Idee brauche“, sagt er. Ende April soll die stufenweise Umsetzungsphase beginnen. „Wir starten mit einem Maifest. Eingeladen sind die regionalen Behindertenvereine. Ich will mit der ganzen Sache kein Geld verdienen, sondern die Einnahmen den Initiativen zu Gute kommen lassen“, erklärt Grabmüller, der selbst Obmann des Vereins „Sonnenwohnen-Lebenshilfe“ ist.

Wiener will „Braunschlag“ aus dem Dornröschenschlaf holen
Bürgermeister Eisgarn Karl Mader - Braunschlag, ORF, Satire, TV-Serie, Eisgarn, Waldviertel
Trotz der Pläne bleibt Karl Mader, Bürgermeister von Eisgarn, skeptisch: „Ich kann noch nicht viel dazu sagen. Mir wurden nur grobe Überlegungen vorgestellt.“ Grundsätzlich sei alles, was der Gemeinde nütze, zu befürworten. „Solange alles im gesetzlichen Rahmen bleibt, ist nichts einzuwenden“, erklärt Gemeindechef Mader.

Dass sich mit der Fernsehserie „Braunschlag“ an den Waldviertler Drehorten fast kein Geld verdienen lässt, mussten bereits mehrere, regionale Tourismusbetriebe um Litschau und Eisgarn feststellen. Nur wenige Gäste interessierten sich für ein „Braunschlag“-Package im Hoteldorf „Königsleitn“. Hier ist auch die Marien-Statue, die in der TV-Serie eine tragende Rolle einnimmt, zu bewundern.

Der einzige Profiteur ist Ludwig Löffler, Gastronom in Litschau, der genau 22 Jahre nach dem Aus der legendären Disco in Eisgarn, seiner Immobilie endlich neues Leben einhauchen konnte.

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