Wiener Neustädter Ostumfahrung wird trotz der Proteste gebaut

Zum Schutz der Anrainer in den Siedlungen wird zuerst eine Baustraße errichtet
Die verantwortlichen Politiker wie LH-Stellvertreter Udo Landbauer (FPÖ) und Bürgermeister Klaus Schneeberger (ÖVP) wissen, dass mit jeder neuen Meldung zum Bau der Ostumfahrung die Gefahr von neuen Sabotage- und Protestaktionen steigt.
In den vergangenen Monaten wurde die Fischa-Au wochenlang von Aktivisten besetzt, Gegner ketteten sich an Bagger, und von Baumaschinen wurde Öl und Treibstoff abgelassen. Das alles, um den Ringschluss von Wiener Neustadt vielleicht doch noch zu verhindern.
Friedliche und militante Proteste
Gefruchtet hat aber weder der friedliche noch der militante Protest. Nachdem die Stadtpolitik in den 1970er-Jahren erstmals über das Straßenprojekt nachgedacht hat, wird mehr als 50 Jahre später ernst gemacht. Am Montag starteten zwischen Wiener Neustadt und Lichtenwörth die Hauptbauarbeiten auf der genehmigten Trasse der Ostumfahrung, auch Ringschluss genannt.
"Damit setzen wir das Schlüsselprojekt zur Verkehrsentlastung konsequent um“, betont Niederösterreichs Verkehrslandesrat Udo Landbauer. In der Regierungssitzung vom 1. April hat die NÖ Landesregierung das Investitionsvolumen in der Höhe von rund 45 Millionen Euro beschlossen.
Wie Landbauer erklärt, investiere man "für die Menschen in den Ausbau der Infrastruktur“. Und: "Wir verbessern die Mobilität, erhöhen die Verkehrssicherheit und stellen die Lebensqualität in der Region klar in den Mittelpunkt“, sagt der FPÖ-Politiker.

FPÖ, ÖVP und SPÖ stehen in NÖ geschlossen hinter dem Bau
Promis dagegen
Die 4,8 Kilometer lange Umfahrung verbindet die Burgenland-Schnellstraße (S4) mit der Pottendorfer Straße (B60) und ist das letzte fehlende Stück für den vollständigen Straßenring rund um Wiener Neustadt. Die Trasse soll laut den verantwortlichen Verkehrsplanern dafür sorgen, dass dadurch der innerstädtische Durchzugsverkehr speziell auf der Nestroy- und der Stadionstraße abnimmt. Kritiker bezweifeln das und untermauern ihre Standpunkte seit Jahren mit Prognosen und Berechnungen, die die Theorie des Landes NÖ in Abrede stellen.
Prominente Künstler, Schauspieler, Ärzte und Wissenschafter wurden von der Initiative "Vernunft statt Ostumfahrung“ vor den Karren gespannt, um der Politik auszurichten, wie umweltzerstörerisch es ist, in Zeiten von enormer Bodenversiegelung immer noch an der „Betonautobahn“ festzuhalten.
9.400 Personen haben die Online-Petition gegen den Bau der Umfahrung unterschrieben. Sechs Grundbesitzer entlang der Straße stemmen sich nach wie vor beharrlich gegen ihre Zwangsenteignung und wollen bis zum Höchstgericht gehen – aufschiebende Wirkung hat das allerdings nicht.
Bürgermeister Klaus Schneeberger steht, ebenso wie die SPÖ und die FPÖ, hinter dem Projekt und sieht dabei klare Gewinner: "Vor allem die Anrainerinnen und Anrainer haben sich diesen Ringschluss längst verdient. Besonders erfreulich ist auch, dass bereits vor Beginn der Arbeiten mit Aufforstungen begonnen wurde und nunmehr Schritt für Schritt alle Umweltschutzauflagen aus den vorgelagerten Genehmigungsverfahren erfüllt werden.“
Den 2. Juni 2025 sieht der Stadtchef als "guten Tag für die Lebensqualität in der Stadt Wiener Neustadt, vor allem aber für die Bewohnerinnen und Bewohner in der Nestroy- und der Grazer Straße“.

Die Polizei musste ein Protestcamp räumen
Provisorische Brücken
Die ersten Arbeiten seit Montag dienen der Erschließung des Baufeldes von Norden, also der B60 aus, kommend. Um die Belastung der Anrainer so gering wie möglich zu halten, wird zunächst eine trassenbegleitende Baustraße angelegt – der Baustellenverkehr wird somit entlang der zukünftigen Straße geführt und von den Siedlungs- und Stadtgebieten ferngehalten, erklärt Landbauer.
Dafür werden auch zwei provisorische Brücken errichtet, um die Warme Fischa und den Fischa-Mühlbach überqueren zu können. In den vergangenen Wochen wurden bereits Vorarbeiten durchgeführt, um vorhandene Leitungen und Infrastruktureinrichtungen an den künftigen Straßenverlauf anzupassen. Dazu gehört die Verlegung von Strom-, Wasser-, oder Telekommunikationsleitungen sowie die Adaptierung des Kanal- und Entwässerungssystems.
Als Generalunternehmer wird das Straßenbauprojekt von der Strabag AG umgesetzt. Das verantwortliche Team war bereits maßgeblich für den Bau der B60-Spange im Einsatz. Die Projektabwicklung wird vom Standort Wiener Neustadt gesteuert.
Wie man beim Land NÖ betont, werden die Bauarbeiten durch eine Vielzahl an unabhängigen Aufsichten begleitet, "um eine umweltverträgliche und bescheidgemäße Umsetzung zu garantieren“.
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