Wiener Neustadt: Junior-Chef mit Down Syndrom

Nicole Steinacher eröffnete mit ihrem Halbbruder Lukas Wanecek Anfang September den kleinen magischen Laden
Im kleinen magischen Laden in Wiener Neustadt hat Lukas mit Down Syndrom das Sagen.

Ist Mut gefragt? Dann braucht es einen Drachen. Der Froschprinz steht für wahre Liebe. Die Fee sorgt für gute Träume. Das mächtigste Zauberwesen ist aber das Einhorn. „Das steht für Schutz und Glück“, erläutert Nicole Steinacher.

Ihr kleiner magischer Laden, der vor knapp einem Monat in der Bahngasse eröffnet hat, ist ein Tor zu einer Zauberwelt, in der nahezu alles möglich ist. Auch ein Arbeitsplatz für Menschen mit Beeinträchtigung.

Wiener Neustadt: Junior-Chef mit Down Syndrom

Die Fabelwesen werden in Italien händisch gefertigt

Junior-Chef Lukas Wanecek wurde mit Down-Syndrom geboren. „Trotzdem will und soll er auch ein selbstbestimmtes Leben führen können“, meint Steinacher. Die 40-Jährige ist nicht nur Lukas’ Chefin, sondern auch seine Halbschwester.

Selbstbestimmt

Lukas ist einer der ersten Erwachsenen mit Beeinträchtigung in Österreich, der als vollwertiger Mitarbeiter angestellt und nach Kollektivvertrag bezahlt wird. „Die Bürokratie hat uns einige Steine in den Weg gelegt, aber Menschen mit Beeinträchtigung finden nach der Sonderschule nur Arbeit in der Lebenshilfe, das war keine Option. Lukas will wie jeder andere eigenes Geld verdienen und sich etwa einen Kinobesuch leisten können“, sagt Steinacher.

Doppeltes Engagement

Lukas erfüllt seine Aufgaben mit voller Konzentration, er ordnet die Glücksbringer, schlichtet das Holzspielzeug nach und achtet gewissenhaft darauf, dass kein Gast mit den Schuhen auf die Kinderspieldecke steigt.

Selbst Kaffeemaschine und Kassa kann der 21-Jährige bedienen: Steinacher hat das Kassasystem durch Bilder der Produkte ergänzt, damit sich Lukas leichter tut. Mit seinem ersten Gehalt überraschte er seine Freundin übrigens mit Blumen.

Wiener Neustadt: Junior-Chef mit Down Syndrom

Steinacher war es wichtig, ein Geschäft in der Innenstadt zu eröffnen, und zur Belebung beizutragen

Steinacher ist diplomierter systematischer Coach und Kreativtrainerin. Der Zauberladen ist ihr wahrgewordener Traum, „ich will, dass sich die Leute hier wohl fühlen, dass es einen Ort gibt, der ihnen etwas Positives für ihr Leben mitgibt.“

Mit einem Arbeitsplatz für Lukas ist aber noch lange nicht genug: Die bemerkenswerte Unternehmerin plant, in den kommenden fünf Jahren – soweit es der Erfolg zulässt – fünf weiteren Menschen mit Down-Syndrom einen Arbeitsplatz zu ermöglichen, und hofft, dass andere Betriebe ihrem Beispiel folgen.

Das Down Syndrom ist ein angeborenes, genetisch bedingtes Zusammentreffen einer geistigen und körperlichen Beeinträchtigung. In Österreich leben etwa 8.000 Menschen mit Down Syndrom. Jedes 700. Kind wird mit Trisomie 21 geboren. Der Oktober ist international der „Down Syndrom Awareness Monat". Mit Kampagnen sollen etwa Ängste abgebaut und die gesellschaftliche Einstellung zum Thema Down Syndrom verbessert werden.

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