Wie Theater gemacht wird

Nachwuchstalent Swintha Gersthofer im Landestheater in St. Pölten
Vorhang auf für die Menschen, die auf und hinter der Bühne des Landestheaters stehen.

Licht aus. Akteure ab. Umbau. Garderobe. Jeder Handgriff sitzt. Nur Sekunden ist Zeit. Der KURIER holt Menschen des Landestheaters vor den Vorhang, ohne die Theater nicht möglich wäre.

Zunächst einmal sind da natürlich die Schauspieler, die den Figuren Leben einhauchen. Eine davon ist die 29-jährige Swintha Gersthofer, der die schauspielerische Begabung schon in die Wiege gelegt wurde – sie stammt aus einer Theaterfamilie. Und sie ist fixer Bestandteil des Ensembles im Landestheater St. Pölten, derzeit ist sie unter anderem als Marianne in Ödön von Horvaths Klassiker "Geschichten aus dem Wiener Wald" zu sehen. Premiere war Mitte Oktober.

Das Imponierende an dieser Figur sei ihre Haltung: "Sie begibt sich nicht in die Opferrolle, sie kämpft darum, kein Opfer zu sein", erzählt Gersthofer. Das Erlernen neuer Stücke ist dabei immer eine Herausforderung: "Klar, es gibt Rollen, die einem vom Naturell her mehr liegen. Dennoch ist es immer wieder spannend, sich auf die Reise zur Figur und zu sich selbst zu begeben."

Kostümwerkstatt

Schauplatzwechsel in die Kostümwerkstatt: Hier wird organisiert, Schnitte werden angefertigt und immer wieder muss Rücksprache mit den Kostümbildnern gehalten werden.

Wie Theater gemacht wird
landestheater St. Pölten
Die Kostüme kommen zu je einem Drittel durch Kauf, Anfertigung und Fundus zustande. Auch die Bestände anderer Theaterhäuser werden durchforstet, gegebenenfalls werden ähnliche Kostüme umgearbeitet. "Diese Zusammenstellung ist insofern eine gute Mischung, als die Kostüme ja auch getragen ausschauen sollen," erklärt Irene Schiller aus der Kostümwerkstatt.

Das Spannende am Job im Theater ist laut Hermine Nußbaumer vom Kostümfundus die "sehr abwechslungsreiche Tätigkeit, bei der man viel in Kontakt mit anderen Menschen steht. Immer wieder ist auch Spontanität gefragt".

Insgesamt sind etwa 85 Personen am Landestheater in St. Pölten beschäftigt. Dazu zählen noch Dramaturgen, Regisseure, Inspizienten, Souffleure, Visagisten, Licht- und Tontechniker, Requisiteure, Tischler, Schlosser, Maler, Portiere, Reinigungskräfte, Marketingmanager und und und. All dieser Menschen bedarf es, um Theater für das Publikum erlebbar machen zu können.

"Stell dir vor, es ist Krieg" lautet das Thema der neuen Spielsaison – in Anlehnung an ein Zitat des amerikanischen Schauspielers Carl Sandburg. Als Initialzündung, die einen inhaltlichen Bogen über die verschiedenen Produktionen spannt, diente der Ausbruch des Ersten Weltkriegs vor 100 Jahren. www.landestheater.net

Die Zahlen sprechen für sich: Die Auslastung lag im Vorjahr bei 92 Prozent, die Zahl der Abonnenten ist um 19 Prozent gestiegen. Das Landestheater Niederösterreich genießt eine überregionale Reputation, Intendantin Bettina Hering gelingt es immer wieder, hochkarätige Gäste für ihr Ensemble zu gewinnen. Der KURIER sprach mit ihr über den Erfolg ihres Hauses.

"Mit einem breiten Spektrum an Veranstaltungen versuchen wir, das Theater für das Publikum noch mehr zu öffnen," erklärt Hering, die seit 2012/’13 die Geschäfte des Hauses leitet. So gibt es beispielsweise Koproduktionen mit der Bühne Baden, Gastspiele und diverse Lesungen. Zum dritten Mal steht diese Saison auch wieder eine Bürgerproduktion, diesmal mit Felix Mitterer zum Thema "Glanzstoff", am Programm. Dabei kann jeder, der einmal selbst Theaterluft schnuppern möchte, bei der Gestaltung des Stücks mitwirken.

Das junge Publikum ist dem Landestheater ein besonderes Anliegen. So tourt man im Rahmen des Klassenzimmertheaters quer durchs Land. "Kinder und Jugendliche, die früh mit dem Theater in Kontakt kommen, entwickeln auch später mehr Interesse dafür", weiß Hering.

Das Landestheater ist nicht nur mit Gersthofer als bester Nachwuchsschauspielerin, sondern auch mit den Inszenierungen von "Meine Mutter, Kleopatra" und "Weh dem, der lügt" als beste Bundesländer-Aufführungen drei Mal für den Nestroy-Preis nominiert. Hering dazu: "Es ist erfreulich, das Publikum zu erreichen. Eine schöne Anerkennung bedeutet es, wenn die künstlerische Arbeit dann auch noch überregional geschätzt wird."

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