Es waren die Debatten um Bodenverbrauch, Zuzug aus Wien sowie neue Betriebsgebiete, die zu radikalen Konsequenzen führten. Vorläufige Baustopps in den meisten Gemeinden rund um Wien und das Projekt eines „Grünen Rings“ rund um die Bundeshauptstadt sollen die unkontrollierte Verbauung des Wiener Umlands verhindern. „Wir haben die Reißleine gezogen“, sagt René Lobner (ÖVP), Landtagsabgeordneter und Bürgermeister der Stadt Gänserndorf und bezieht sich auf die neuen Maßnahmen, die nun umgesetzt werden.
Denn: Jährlich wären etwa Hunderte Wohnungen gebaut worden. Und die Kommunen hätten die Last der dafür notwendigen Infrastruktur – vom Kanalsystem über den Verkehr bis hin zur Kinderbetreuung – fast nicht mehr stemmen können. Lobner: „Wir wissen, dass wir weiter Zuzug haben werden. Aber wir müssen das unter Kontrolle bekommen.“
Mit dem "Grünen Ring" sollen vor allem die Agrar- und Grünräume im Wiener Umland gesichert werden.
Vor einem Jahr hatte der für die Raumplanung zuständige Landeshauptfrau-Stellvertreter Stephan Pernkopf (ÖVP) den Startschuss dafür gegeben. „Dabei nehmen die Gemeinden gemeinsam mit dem Land und Experten die Entwicklung ihrer Region gemeindeübergreifend in die Hand“, sagt Stephan Pernkopf.
Als „Grüner Ring“ sollen letztendlich vernetzte Grünräume vom Biosphärenpark Wienerwald bis zum Nationalpark Donau-Auen und vom Weinviertel bis zum Leithagebirge entstehen.
Die ersten Maßnahmen
Seit März sind einige Punkte daraus erledigt worden:
Zur Verhinderung der Spekulation mit Weinbauflächen – speziell an der Thermenlinie – wurde der produzierenden Landwirtschaft ein Vorverkaufsrecht ab 1.000 Quadratmetern eingeräumt. Mit dieser Verschärfung des Grundverkehrsgesetzes will man landwirtschaftliche Kulturflächen sichern.
Für das Marchfeld, eines der am stärksten wachsenden Regionen, arbeiten 34 Gemeinden an gemeinsamen Entwicklungsstrategien. Als Ergebnis sollen die örtliche sowie die regionale Raumplanung angepasst werden.
280 Pflegezonen
Zum Schutz des Wienerwalds gegen Verbauung wurden 280 neue Pflegezonen mit 3.500 Hektar verordnet. Aus Rücksicht auf die 2.000 Pflanzen- und Brutvogelarten.
Für 14 Gemeinden im Raum Schwechat mit insgesamt rund 58.000 Einwohnern wurde bei der Raumplanung der Leitsatz, dass wertvolle Grünräume gegenüber dem Bauland Vorrang haben, verankert.
In Klosterneuburg wurde im Juni der sogenannte Generationenwald mit rund 6.000 Bäumen aufgeforstet.
Flüsse revitalisiert
Mit dem Projekt „Alpen-Karpaten-Fluss-Korridor“ werden die Fischa und die Schwechat revitalisiert. Für die Flüsse wird damit wieder mehr Naturraum geschaffen. In dieses Projekt werden rund zwei Millionen Euro investiert werden.
Gemeinsam mit Wien wird der Regionalpark „DreiAnger“ umgesetzt. Dabei arbeitet die Stadt Gerasdorf mit den Bezirken Floridsdorf und Donaustadt zusammen. Ziel ist ein Aktionsplan, der gemeinsam mit den Bewohnern erstellt wird, um die Grünräume langfristig für Landwirtschaft, Naturschutz und Erholung zu sichern.
Am Ende des ganzen Prozesses steht die Festlegung von Siedlungsgrenzen. Rote Linien, die von den Kommunen bei der Errichtung neuer Siedlungen nicht überschritten werden dürfen.
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