Wie leben Mensch und Tier zusammen? VetMed-Uni schafft neue Professur

Wie leben Mensch und Tier zusammen? VetMed-Uni schafft neue Professur
Bewegung und Verhalten von Wildtieren sollen wissenschaftlich untersucht werden, um deren Lebensbedingungen zu verbessern.

Immer weiter dringt der Mensch in die Lebensräume von Wildtieren vor. Immer größere Flächen werden gemeinsam genutzt. Das führt unweigerlich zu Konflikten. Um diese zu entschärfen und die Lebensbedingungen von Wolf und Hase, Reh und Bär zu verbessern, hat die Veterinärmedizinische Universität Wien nun eine neue Professur für den Forschungsbereich „Movement Ecology“ geschaffen.

Am Forschungsinstitut für Wildtierkunde und Ökologie (FIWI) sollen Bewegungen, Raumnutzung und Verhalten von Wildtieren studiert werden. Ziel sei es, angesichts des Klimawandels neuartige Lösungsansätze für das Zusammenleben von Mensch und Tier zu finden, sagt Petra Winter, Rektorin der VetMed-Uni. „Im Fokus dabei steht die Schnittstelle zwischen Agrar- und Wildwirtschaft.“

Tiere besser verstehen

Dank neuer Technologien wolle man ein regional angepasstes Wildtiermanagement etablieren. „Die zunächst auf vier Jahre befristete Professur soll die am FIWI bereits vorhandene Expertise zum gesellschaftlichen Umgang mit Wildtieren allgemein und dem Wolf im Speziellen weiterentwickeln“, sagt Winter.

Claudia Bieber, Leiterin des FIWI, erklärt: „Die gewonnen Daten sollen helfen, zu verstehen, warum Wildtiere wann wohin wandern. Damit lässt sich in Zeiten des Klimawandels genauer abschätzen, wie sie auf trockene Vegetation reagieren, wo sich Wölfe und Bären aufhalten und in welchen Bereichen gezielte Managementmaßnahmen sinnvoll sind.“

"Wissenstransfer"

Von einem „gelebten Wissenstransfer zwischen Forschung und Jägern“, spricht NÖ-Landesjägermeister Josef Pröll, Präsident der Fördergesellschaft des FIWI. „Der Mensch hat die Kulturlandschaft stark verändert. Das zeigt sich etwa beim Rotwild, das im Winter nicht mehr in äsungsreichere Tieflagen wechselt.“

Durch Verbauung würden die Lebensräume der Wildtiere zunehmend kleiner und zersplittert. Jäger seien auf wissenschaftliche Erkenntnisse angewiesen, um darauf zu reagieren. „Das ermöglicht eine optimale Anpassung der Lebensräume und gezielte Maßnahmen zur Gesunderhaltung der Bestände“, betont Pröll.

Konfliktvermeidung

Um die Folgen des Klimawandels für Wildtiere besser zu verstehen, sei es wichtig, deren Wanderungen genauer unter die Lupe zu nehmen. „Wildtiere legen oft große Strecken zurück – etwa für die Futtersuche“, erklärt der Landesjägermeister. „Diese Bewegungen sind notwendig für das Überleben. Leider sind sie oft durch Menschen eingeschränkt.“

Dies betreffe Hasen oder Rebhühner in der Agrarlandschaft, aber auch große Huftiere wie den Hirschen, der durch die Zerschneidung von Wäldern immer weniger Raum zur Verfügung habe. „Beutegreifer wie Wölfe und Bären erobern neue Areale. Nur wer all diese Tierbewegungen kennt, kann Präventionsstrategien zur Vermeidung oder Reduktion von Mensch-Tier-Konflikten erarbeiten“, sagt Pröll.

Auch Bildungsminister Martin Polaschek ist überzeugt: „Die Veränderung des Klimas stellt uns vor neue Herausforderungen und wirft eine Reihe von umwelt- und gesellschaftspolitischen Fragen auf. Durch die neue Professur tragen wir zur Entwicklung zukunftsträchtiger Lösungsansätze für die Koexistenz von Menschen und Wildtieren bei.“

Kommentare