Werft-Areal in Korneuburg: Stadt arbeitet nach Signa-Pleite an Kaufangebot

Vor einem Jahr trommelten SPÖ-Landeschef Sven Hergovich und die Korneuburger SPÖ-Vizebürgermeisterin Bernadette Haider-Wittmann zum Pressegespräch in der Korneuburger Werft. Ihre Forderung: Das Areal solle in die öffentliche Hand übergehen - und die Werftinsel zu einer "Donauinsel für Niederösterreich" werden.
Eine Idee, für die es von der Landes-ÖVP sofort scharfe Kritik hagelte. Von einem "unfinanzierbaren Fantasie-Vorschlag" war die Rede.
2019 kaufte nämlich die Signa-Gruppe einen Teil der Werft und wollte auf dem historischen Industriegelände vor allem Wohnbauten verwirklichen. Das Herz des Vorhabens: die Werftinsel, die Wohnen direkt an der Donau versprach.
Mit der Pleite der Gruppe war jedoch auch das großvolumige Projekt Geschichte - und die Stadt, der in etwa die Hälfte des Areals gehört, stand vor vollendeten Tatsachen.
Donauinsel Korneuburg
Kaufangebot in Vorbereitung
Nun, nach vielen Gesprächen in der Stadtpolitik, scheint die SPÖ-Forderung gar nicht mehr so weit hergeholt. Haider-Wittmann und Hergovich informierten am Mittwoch darüber, dass die Stadt an einem Kaufangebot arbeite. Dieses soll mit der nächsten Gemeinderatssitzung beschlossen werden.
Schon zuvor wurde eine Bausperre über das Gebiet verhängt, ebenso wie das Umweltverträglichkeitsprüfungs-Verfahren, das im Zuge des Projekts notwendig war, gestoppt. Haider-Wittmann schätzt die Chancen für Korneuburg als gut ein: "Ohne der Stadt kann man das Areal nicht entwickeln", macht sie klar. Auch Umwidmungen wären erstmal nötig, um in der Werft Wohnbauten zu errichten.
Über Summen will Haider-Wittmann dabei nicht sprechen. Das Angebot orientiere sich "am realen Grundstückswert". Die Stadt arbeite daran, die Gelder selbst aufzustellen. Dennoch hoffe man auf die Unterstützung des Landes NÖ - sowohl finanziell als auch in der organisatorischen Abwicklung. "Auch dann, wenn die Gründe nicht an die öffentliche Hand gehen sollten und eine Rückwidmung auf Grünland im Raum steht", sagt Haider-Wittmann.

Korneuburgs SPÖ-Vizebürgermeisterin Bernadette Haider-Wittmann und SPÖ-Landeschef Sven Hergovich.
"Historisches Zeitfenster"
Für Hergovich ist die Übernahme des Areals eine einmalige Chance. "Wir können 78.000 Quadratmeter direkt an der Donau zu einer grünen Insel im Herzen Niederösterreichs machen." Die Werftinsel solle dabei Naherholungsgebiet bleiben, auf den restlichen Flächen seien leistbarer Wohnraum, Kultur und Gastronomie vorstellbar.
Was es dafür noch brauche, sei das Commitment der schwarz-blauen Landesregierung, Korneuburg bei diesem Vorhaben zu unterstützen. "Die SPÖ steht dazu", verspricht Hergovich. Nun liege es an ÖVP und FPÖ, einen Kauf möglich zu machen.
"Keine Unterstützung"
ÖVP-Bürgermeister und Landtagsabgeordneter Christian Gepp bestätigt, dass die Gespräche rund um eine Finanzierung schon weit fortgeschritten sind. "Wir arbeiten parteiübergreifend an einer Lösung", betont er im KURIER-Gespräch. Allerdings fehle es noch an Details zu dem Verkauf. Zum Beispiel, ob die Gründe in Tranchen oder als Gesamtpaket veräußert werden.
Vom "Vorpreschen" der SPÖ hält er wenig. Dadurch werde die Verhandlungsposition der Stadt Korneuburg gefährdet, ein kontraproduktives Vorgehen im laufenden Verkaufsprozess. Außerdem seien Hergovichs Ankündigungen, die Stadt in dem Prozess zu unterstützen, bisher nicht mehr als Lippenbekenntnisse gewesen. "Wir haben bisher, trotz mehrerer Gespräche, keine Unterstützung bei diesem Prozess erhalten", so Gepp. Das letzte Treffen sei Ende März gewesen. Rückfragen seitens Gepp an Hergovich seien unbeantwortet geblieben.
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