Etwa 150.000 Schilling. Mit diesem „Körberlgeld“ hatte sich Adolf Strasser vor gut 50 Jahren den Traum vom Haus am See erfüllt. Der 82-jährige Pensionist, der eine erfolgreiche Spenglerei in Wien besaß, war einer der ersten Häuselbauer am Föhrensee bei Wiener Neustadt (NÖ).
Heute gibt es keine freie Parzelle mehr in dem ehemaligen Schotterabbaugebiet, Häuser in erster Reihe werden um eine halbe Million Euro und deutlich darüber gehandelt.
Seit einigen Monaten hält sich die Nachfrage aber in Grenzen. Denn vom Grundwassersee ist nicht mehr viel übrig. Den 82-Jährigen kann ein Blick auf die beinahe ausgetrocknete Lacke aber nicht aus der Ruhe bringen.
„Das gab es schon immer. In den 70er-Jahren sind wir mit dem Auto durchgefahren, so wenig Wasser war da drinnen“, schildert der rüstige Mann. In fünf Jahrzehnten hat er gelernt, mit dem Auf und Ab der Natur und des Grundwasserstroms in der Mitterndorfer Senke zu leben. Er hat auch schon ganz andere Zeiten am Wasser erlebt. 2009 zum Beispiel erinnert er sich: „Damals war hier alles überflutet. Was den Wasserstand anbelangt, haben wir wirklich schon sehr viel gesehen“.
„Wir wussten, dass das Grundwasser schwankt“, so der Pensionist. Wie sehr, hätten die Bewohner vielleicht ein wenig unterschätzt.
Historische Werte
1997 und 2009 stand den Anrainern des Föhrensees das Wasser sprichwörtlich bis zum Hals. Bei einem Pegelstand von 268 Meter über Adria war ein Großteil der Keller der Seehäuser geflutet. Um das Schlimmste zu verhindern, pumpte die Feuerwehr damals monatelang Wasser in den einige Kilometer entfernten und unbebauten Achtersee. Auch Strasser erinnert sich, wie er sich damals nasse Füße holte. „Die Versicherung ist auch ausgestiegen. So ein Wasserschaden war nicht gedeckt“, sagt der 82-Jährige.
Heute ist die Wasseroberfläche am See elf Meter niedriger als damals. Am 6. Juni registrierte die Messstelle beim Heizhaus Wiener Neustadt mit 257,05 Meter über Adria den niedrigsten Wert seit Beginn der Aufzeichnungen 1951. „Auch dieses Mal wird es sich wieder erholen“, ist sich der Bewohner ganz sicher.
Gespeist werden die Grundwasserseen im südlichen Wiener Becken vom größten Grundwasserreservoir Europas, der Mitterndorfer Senke. Diese ist auf ein Rekordtief gesunken. Seit 1970 war der Wasserstand nicht derart niedrig.
Kommentare