Weniger Firmenpleiten – aber nur dank Hilfsmaßnahmen

Weniger Firmenpleiten – aber nur dank Hilfsmaßnahmen
Der Schein trügt. Unternehmensinsolvenzen in Niederösterreich sind weiter stark rückläufig.

Mehr als ein Drittel weniger Insolvenzen als im Vorjahr, sogar weniger als halb so viele wie 2019. Niederösterreichs Unternehmen geht es gut – sollte man anhand dieser Zahlen meinen. Die Realität sieht freilich etwas anders aus. Der dramatische Rückgang der Firmenpleiten seit Ausbruch der Corona-Krise hat vor allem mit den staatlichen Maßnahmen zur Bekämpfung der Corona-Folgen zu tun. Denn Finanzämter und Krankenkassen dürfen trotz ausbleibender Beiträge keine Konkursanträge stellen, auch wenn dies „längst überfällig“ wäre, wie Alexander Klikovits vom Kreditschutzverband von 1870 betont.

"Schritt in Richtung Normalisierung"

Niederösterreich hinke, wie der Rest Österreichs, einem „normalen Insolvenzgeschehen hinterher“, so Klikovits. Insgesamt 253 Verfahren wurden in den ersten drei Quartalen des Jahres eröffnet, 2020 waren es noch 316 gewesen. 44 Insolvenzverfahren wurden mangels Vermögens der Unternehmen abgewiesen – 2020 waren es 167 gewesen. Die Zahl der betroffenen Dienstnehmer ging von 1.837 auf 1.162 zurück, die Schulden der Unternehmen von 212 auf 169 Millionen Euro.

Dass in den letzten Wochen mehr Konkurse gerichtlich eröffnet oder abgewiesen wurden, sei „ein Schritt in Richtung langsamer Normalisierung des Insolvenzgeschehens“, meint Klikovits. Zum Halbjahr 2021 sei Niederösterreich noch um mehr als 52 Prozent hinter den Vorjahreszahlen zurück gelegen.

Sanierungschancen

Größte Pleite des Jahres ist jene der Vösendorfer Wohnungsgenossenschaft „Eigentum“ mit einer Überschuldung von 65 Millionen Euro, gefolgt von Ex-Fußballprofi Gerd Wimmer (21 Millionen) und der Kremsnerbau GmbH aus Neunkirchen (6,7 Millionen). In den beiden letzten Fällen läuft ein Sanierungsverfahren – und in diesem Bereich ist Niederösterreich Spitzenreiter. 39 Sanierungsverfahren wurden bislang eröffnet. Auf Platz zwei liegt Wien mit 21. „Auch wenn eröffnete Verfahren nicht zwangsläufig in einen erfüllten Sanierungsplan münden, zeigt sich doch, dass es bei den insolventen Unternehmen so viele mit einer Sanierungschance gibt, wie sonst in keinem anderen Bundesland“, so Klikovits.

Wirtschaft in Wachstumsphase

Wirtschaftskammer-Präsident Wolfgang Ecker sieht die Insolvenzzahlen als Beweis dafür, dass „die Unterstützungsmaßnahmen bei unseren Unternehmen angekommen sind.“ Die Wirtschaft sei „in eine Wachstumsphase eingetreten, die uns positiv für eine nachhaltige Erholung stimmt“. Aber auch Ecker erwartet „gewisse Nachzieheffekte hin zur Stabilisierung der Insolvenzzahlen“. Er sei „überzeugt, dass manches Unternehmen, das jetzt in Insolvenz geht, mit neuen Geschäftsmodellen wieder aufstehen wird.“

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