Weltraum-Startup am Flughafen Wien schickt Satellitenantrieb ins All

Sechs Raketenantriebe stehen nebeneinander
"Gate Space" hat neues, topmodernes Labor eröffnet. Im kommenden Jahr soll Antrieb mit einer SpaceX-Rakete abheben.

Die am Flughafen Wien-Schwechat angesiedelte Weltraumtechnik-Firma "Gate Space" legt ein rasantes Wachstum hin. Man arbeitet eng mit der Europäischen Raumfahrtagentur ESA und internationalen Partnern zusammen, entwickelt gemeinsam unter anderem ein chemisches Antriebs- und Bremssystem für ein Landemodul, das auf der Oberfläche des Planeten Mars aufsetzen soll. Kein einfaches Unterfangen, denn die Raumkapsel tritt mit einer Geschwindigkeit von 48.000 Stundenkilometern in die Atmosphäre des Planeten ein und muss dann in wenigen Minuten bis zu ihrem Aufsetzen auf null abgebremst werden. 

Hochpräziser Antrieb

Die Gate-Space-Triebwerke für Satelliten können vorbestellt und je nach Bedarf angepasst werden. Und schon 2026 soll das erste Produkt des von Absolventen der Technischen Universität Wien gegründeten Unternehmens an Bord einer "SpaceX"-Rakete ins All fliegen. Eine Mission, mit der man den Eintritt in die Serienproduktion markieren möchte, wie Mitbegründer Moritz Novak betont.

Als "nächsten Meilenstein" bezeichnet Novak die Eröffnung einer neuen Testanlage, die Weltraumbedingungen simuliert. Sie gilt als die größte kommerzielle Testanlage Europas und soll Vakuumbedingungen für Raumfahrtantriebe liefern. Die offizielle Inbetriebnahme der Testanlage sei nach rund einem Jahr intensiver Vorbereitung erfolgt. Erste Tests fanden bereits erfolgreich statt.

"Leistungsfähige Infrastruktur"

Die Simulation von Weltraumbedingungen auf der Erde gehöre zu den komplexesten Aufgaben in der Entwicklung von Raumfahrtantrieben, erklärt Moritz Novak. Erforderlich dafür seien eine enorme Pumpenleistung, präzise Steuerung und widerstandsfähige Technik.

Ein Mann hält einen Raketenantrieb in den Händen

Moritz Novak, CEO von "Gate Space".

Typischerweise werden solche Testanlagen von Institutionen wie der ESA oder dem Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) betrieben oder vermietet - zu stattlichen Preisen von oft fünf- bis sechsstelligen Tagessätzen. Gate Space habe nun eine eigene, leistungsfähige Infrastruktur geschaffen.

Schon 10.000 Tests

Die Anlage verfügt über acht Hochdruckpumpen an vier Testständen, die stabile Vakuumbedingungen sicherstellen. Erste Testkampagnen unter realen Betriebsbedingungen im All laufen bereits, während das Unternehmen bisher über 10.000 Tests auf kleineren Anlagen durchgeführt hat. „Testen ist die Grundlage für agile Produktentwicklung und verlässliche Performance im All“, sagt Alexander Sebo, Leiter der Triebwerksentwicklung bei Gate Space.

Das aus der TU Wien hervorgegangene Unternehmen ist Teil des niederösterreichischen Weltraumclusters, der sich in der „AirportCity“ am Flughafen Wien-Schwechat gebildet hat. Dazu zählen auch das ESA-Phi-Lab, ein Hub für SpaceTech-Startups, sowie die Firmen R Space, die Technologie-Tests im All ermöglicht, und Enpulsion, ein weltweit bekannter Anbieter von elektrischen Ionentriebwerken für Kleinsatelliten. 

"Übergang zur Serienproduktion"

Zum nun entwickelten Antrieb, der im kommenden Jahr ins All starten soll, darf Moritz Novak nicht allzu viel verraten. "Nähere Informationen wird es dazu in ein paar Wochen geben", sagt er. "Aber es wird ein Satellit in einem niedrigen Orbit um die Erde ausgesetzt und dabei wird unser Antrieb eine zentrale Rolle spielen."

Aktuell beschäftigt Gate Space bereits 22 Mitarbeiter, die an mehreren Projekten arbeiten, so Novak. "Sowohl für kommerzielle Kunden, als auch für die ESA befinden sich derzeit einige Projekte in der Pipeline." Und er ist zufrieden mit dem Wachstum des Unternehmens: "Wir machen gerade den Übergang von vier Jahren Forschung und Entwicklung zur Serienproduktion. Das bringt natürlich einige Herausforderungen mit sich."

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