Premiere: "Köllamaunn" im Weinviertel zwei Mal vergeben

Ilse Gritsch Doris Knoll
Es gibt 18 neue Kellergassenführer. Ilse Gritsch (Bezirk Hollabrunn) und Doris Knoll (Wachau) freuten sich über besondere Wertschätzung.

Der Kalmuck in allen Variationen war die vorherrschende „Tracht“ im Schloss Wilfersdorf (Bezirk Mistelbach), als der Verein der „KellergassenführerInnen im Weinviertel“ zur Urkundenverleihung an „die Neuen“ einlud. 

Zudem stand die Verleihung des „Köllamaunns“ auf dem Programm. Diese Auszeichnung erhalten jene Personen, die beim Erhalt der Kellerkultur besonders hervorstechen. Dabei kam es „heuer zum Bruch in der Historie“, wie Landtagpräsident Karl Wilfing verriet.

Es sei die schönste Aufgabe, in einem Verein neue Kollegen aufzunehmen, meinte Joachim Maly, der bis zur Vorwoche Obmann der „KellergassenführerInnen im Weinviertel“ war. Er erinnerte sich daran, dass er die Vereinigung mit etwa 400 Kellergassenführern übernommen hatte, mit dem 24. November sind es 742 geworden, die durch die Kellergassen marschieren. 

Joachim Maly ist am Ziel

„Für mich selbst heißt es nun: Ich bin am Ziel, ich gebe meine Obmannschaft ab“, sagte er mit Blick zu Eva Kreiner, die zu seiner Nachfolgerin gewählt wurde.

Sie selbst machte vor zehn Jahren die Ausbildung zur Kellergassenführerin und ist gleich dem Verein beigetreten. Dass sie das nie bereut hat, hört man ihr an. „Der Verein hat mich sanft und unaufdringlich gestärkt und gefördert. Als Kellergassenführerin und als Kellerbesitzerin“, legt sie eine Mitgliedschaft jedem ans Herz.

Denn es gibt Weiterbildungen, Exkursionen sowie den fachlichen und geselligen Austausch. „In diesem Verein ist alles möglich, weil er uns mit Hirn und Herz durch die Kellergassen trägt.“

"Die Kellergasse ist unsere Geschichte, unsere Herkunft und hat unsere Seele geprägt."

von Karl Wilfing

Landtagspräsident

Hannes Steinacker, Geschäftsführer des Weinvierteltourismus, skizzierte wie das Weinviertel mit seinen Kellergassen die vier Tourismusstrategien bespielt. Wichtig sei vor allem, dass die Kellergassen bespielt werden und sie zu einem Erlebnis gemacht werden. „Die Kellergassen sind erst greifbar, wenn die Geschichte dazu vermittelt wird“, so Steinacker, der den Kellergassenführern dankte, dass sie dies in die Tat umsetzen. 

Schützen, was uns auszeichnet: Die Weinviertler Kellergassen

Ein Loblied auf die Kellergassen und die Presshäuser war von Doris Knoll vom Fachbereich für Baukultur und bauliche Angelegenheiten im UNESCO Welterbe zu hören. Unter dem Titel „Schützen, was uns auszeichnet“ sprach sie über die Kellergassen als stille Zeitzeugen und Orte der Arbeit und Begegnung. Kellergassen leben nicht durch Mauern, sondern durch die Menschen. Wie Baukultur in Niederösterreich sein kann, nämlich bodenständig, regional und nachhaltig, kann in den Kellergassen gezeigt werden.

Kellergassenführer 2025

Kellergassenführer 2025

Schloss Wilfersdorf

Michael Staribacher

Kellergassenführer 2025

Kellergassenführer 2025

Kellergassenführer 2025

Kellergassenführer 2025

Kellergassenführer 2025

Dass die Kellergassen und die Menschen, die sie beleben, ein Aushängeschild des Weinviertels sind, ist für Michael Staribacher (Dorf- & Stadterneuerung) ganz klar. 

Um den Gästen zu zeigen, was genau die Kellerkultur ist, die Immaterielles UNESCO Kulturerbe ist, „bewaffnete“ er sich mit Köllazega, Fiata, Kellerschlüssel, Hut, einem Achterl Grünen Veltliner und einer Kellerjause. Im Keller zu sitzen, bei einem Achterl zu sinnieren und zu warten, bis einem ein weiterer Köllamaunn Gesellschaft leistet, spare nicht nur den Psychiater, sondern „ist auch eine wunderschöne Tradition, die wir uns nicht nehmen lassen dürfen“, betonte Staribacher. 

Kellergassenführer tragen das Erbe weiter

Die Kellergassen haben heute nicht mehr die Funktion von früher, dennoch ist die Kellergasse „unsere Geschichte, unsere Herkunft und hat unsere Seele geprägt“, wie Wilfing berichtete. Um dieses Erbe weiterzutragen, wie es der Verein der Kellergassenführer tut, brauche dieser Gesichert und Geschichten. Die Arbeit, die die Kellergassenführer „für uns Weinviertler leisten, ist unbezahlbar“.

Die angesprochenen Gesichter seien vor allem jene, die bereits mit dem „Köllamaunn“ ausgezeichnet worden sind. Die Preisträger kann Wilfing alle nennen und dazu ebenfalls eine Geschichte erzählen. 

Warum er von einem historischen Bruch bei der diesjährigen Verleihung sprach, erklärte Staribacher: Die bisherigen Preisträger wählen ihre Nachfolger selbst aus. „Heuer sind sie sich nicht einig geworden.“ Darum gibt es heuer zwei Preisträger. Und weil der „Köllamaunn“ kein Mann sein muss, wurden zwei Damen geehrt.

Martin Eckl, Bürgermeister von Nappersdorf-Kammersdorf (Bezirk Hollabrunn), durfte die erste Preisträgerin beschreiben: Ilse Gritsch habe die Kellergassen regelrecht verzaubert. Eckl ist sicher: Ist Gritsch in der Kellergasse unterwegs, müssen die Presshäuser schmunzeln. Denn bei ihren Führungen setzt sie auf Informationen, G’schichtl’n, Schmäh und natürlich gibt es ein – oder zwei – Achterl. „Jede Führung ist ein Erlebnis, bei Ilse ist immer etwas los.“ Da denkt der Gemeindechef auch an die Lesungen und Veranstaltungen, die Gritsch vom Weinviertel in die Welt hinaus trägt.

„Ilse schafft es, Menschen zu begeistern“, sei die Kammersdorferin laut Eckl eine treibende Kraft, die viel Herzblut in ihr Engagement steckt. „Eines ist klar: Ilse ist die perfekte Preisträgerin.“ Damit überreichte er die Köllaumaunn-Figur. 

„Diese Auszeichnung ist eine Verpflichtung und Motivation, weiter zu machen“, freute sich Gritsch, die betonte: „Alleine ist man nichts, man braucht das Rundherum.“ Und das kann sie motivieren: Vom Köllamaunn in Dürnleis, den Heurigenwirten und den Kellerbesitzern. Und ihren Mann Franz. „Ihm will ich meinen Preis widmen.“ Denn er übernimmt Taxidienste, mimt den charmanten Schankburschen und ist überall dabei.

Kellergassenführer 2025

Hannes Steinacker (l.) und Karl Wilfing gratuliereten den Preisträgerinnen Ilse Gritsch und Doris Knoll, die beide den "Köllamaunn 2025" erhielten. 

Der Pillichsdorfer Bürgermeister, Florian Faber, holte mit der zweiten Preisträgerin eine Frau auf die Bühne, die an diesem Abend dort schon einmal stand: Doris Knoll ist eine gebürtige Oberösterreicherin und jetzt Wahl-Wachauerin, von der Faber überzeugt ist: „Gäbe es sie nicht, müssten wir Weinviertler sie erfinden.“ 

Denn wenn’s darum geht, den Charme der Weinviertler Kellergassen baulich zu erhalten, dann zeigt die Amtssachverständige für Baukultur des Landes NÖ stets vollsten Einsatz. 

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