Doch die Kellergassen waren der Kammersdorferin immer schon ein Anliegen. "Ich bin in den Kellergassen aufgewachsen. Ich bin a g'stande Weinviertlerin", sagt sie voller Überzeugung. Als sie mit dem Lehrgang zur Kellergassenführerin begann, sollte jeder über die Kellergasse, über die er eine Arbeit schrieb, etwas Besonderes sagen. Da kam Gritsch Kardinal Franz König in den Sinn. Der ehemalige Erzbischof von Wien verbrachte nämlich viel Zeit in Dürnleis und in der Kellergasse. "Also hab' ich gesagt, ich schreib über die königliche Kellergasse": Der einprägsame Name war geboren.
Echter Köllamaun schenkt ein Achterl Wein aus
Bei ihren Führungen durch das sogenannte Dorf ohne Rauchfänge spürt man die Leidenschaft, die Gritsch für diesen Kulturschatz empfindet. Den vermittelt sie schnell ihren Gästen - aber nicht nur ihnen. Der ganze Ort ist mit einbezogen, um die Kellergasse zu einem lebendigen Begegnungsort zu machen. Da gibt es den letzten echten "Köllamaun" Hans Maurer, der mit seinen 88 Jahren bei jeder Führung seinen Keller öffnet, auf ein Achterl einlädt und die Presse erklärt. Da muss er schon manchmal schmunzeln, wenn Städter kommen, die (noch) gar keine Ahnung haben, wie der Wein gemacht wird.
Gritsch hat ebenfalls eine Anekdote parat: Sie spricht in Mundart, denn diese zu erhalten ist ihr ebenso wichtig, wie die Kellergassen selbst. "Ich hab' erzählt, dass man früher die ,Weiba durch's Gaitloch eineg'schoben' hat." Da war ein deutscher Gast schwer schockiert, wie es früher im Weinviertel zugegangen sein muss. Er wusste nicht das "Weiba" der Mundartausdruck für "Weinbeere" ist und dachte, "Weiber", also Frauen, wurden durch ein Loch in der Mauer ins Innere des Presshauses befördert.
Mit den Singles durch die Kellergasse
Die Kellergasse ist für Gritsch eine besondere Begegnungszone, durch das Zuprosten werde das Eis gebrochen, weil man sich dabei immer anlächelt. "Mit einem Gläschen Wein geht alles von allein", schmunzelt sie. Dabei denkt sie an die Kellergassenführung speziell für Singles, die immer rund um den Tag des Kusses (6. Juli) stattfindet. Heuer lädt Gritsch dazu am 5. Juli in die Dürnleiser Kellergasse (15 Uhr) ein. Sie bringt gerne Menschen zusammen und beschert ihnen zumindest einen schönen Nachmittag. "Es sind aber auch schon viele Freundschaften entstanden, auch mehr als das." Heuer haben sich ein paar Gäste aus Linz angekündigt, ist Gritsch erfreut.
Verkostet wird da natürlich die Visitenkarte des Weinviertels, der Grüne Veltliner Weinviertel DAC; zu den Kellergassenführungen gehört zünftige Musik, aber auch Mundartgedichte, vorgetragen von Elisabeth Schöffl-Pöll oder Christa Mang. "Das Highlight in Kammersdorf ist immer die Traktorfahrt", weiß Gritsch, was ihren Gästen gefällt. Und weil manche "Wiederholungstäter" sind, überlegt sie sich immer etwas Neues.
Barrierefreier Platz und Hörstationen für 2026 geplant
So soll in Dürnleis ein Platz neu gestaltet werden, mit Sitzgelegenheit, Infotafeln und einem barrierefreien WC. "Bis 2026 wird er fertig sein", spricht die Kellergassenführerin über den Zeitplan. Zehn Hörstationen sind ebenfalls geplant. Via QR-Code erhalten Besucher übers Handy Informationen über die Kellergasse. Dies ist ein Projekt, bei dem Gritsch die HLW Hollabrunn mit ins Boot holte. Die Infos werden dann übrigens in deutsch, tschechisch, englisch und in Mundart zu hören sein.
"Feuer" für die Kellergassen-Liebe wird weitergegeben
Und wer alles über die Weinviertler Kellergasse erfahren hat, sich im Kulturkeller von Familie Groll umgesehen und die "Köllakredenz" ("Unser Geschirr-Museum.") von Familie Eckl besichtigt hat, der darf beim Heurigen Müllner einkehren, um das Erlebte genussvoll abzurunden.
"Ich halte es mit dem Zitat: ,Tradition ist nicht Anbetung der Asche, sondern Weitergabe des Feuers'", verrät die 65-Jährige ihren Leitspruch. Das Feuer gibt sie bei Kinderkellergassenführungen schon an die Jüngsten weiter. Mit denen geht's im Sommer aktiv durch die Kellergasse - am Ende ist jeder ein Kellergassen-Champion, der schon ein Presshaus gebastelt hat.
Heuer ist Ingrid Faltynek mit ihrem Pimperle-Theater und den 100 Jahre alten Stabmarionetten zu Gast. Sie verzaubert die Kinder mit dem Stück "Die fliegende Ziege".
- Die Kellergassenführung für Singles findet am 5. Juli in der königlichen Kellergasse Dürnleis statt.
- Treffpunkt ist um 15 Uhr am Beginn der Kellergasse.
- Anmeldung und Infos gibt es bei Ilse Gritsch: i-gritsch@gmx.at oder 0664/73313306
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