Eigeninitiative in der Buckligen Welt gab „Wasser marsch“

Der Leitungsbau erfolgte möglichst schonend mit einem Pflug
Ausgetrocknete Brunnen, leere Schotterteiche und Badeseen und versiegte Quellen: Der Klimawandel und die Trockenheit haben massive Auswirkungen auf die Wasserversorgung – speziell in Teilen Ostösterreich.
Während Experten wegen der prekären Lage zu überregionalen Versorgungslösungen raten, ist man in der Buckligen Welt schon einen Schritt weiter. In zweijähriger Planungs- und Bauzeit haben sich neun Gemeinden mit knapp 15.000 Bürgern und einer Gesamtfläche von 274 km2 zu einer Trinkwasser-Versorgungsregion zusammen geschlossen. Eine 73 Kilometer lange, neu verlegte Druckleitung sorgt dafür, dass in Zukunft 4.200 Häusern und 5.700 Haushalten nie wieder das Trinkwasser ausgeht.
Die besondere Topografie der Buckligen Welt stellt die Region gerade in Trockenperioden vor große Herausforderungen. „Wie uns Geologen bescheinigen, hat der Boden keine Speicherwirkung. Das Wasser versiegt und rinnt unterirdisch rasch weg. Dadurch sind speziell im Sommer viele Quellen trocken“, erklären der Projektverantwortliche Josef Freiler, ÖVP-Landtagsabgeordneter Franz Rennhofer und Regionsobmann Friedrich Trimmel.

„Wassermacher“: Christian Kornfeld, Friedrich Trimmel, Franz Rennhofer und Josef Freiler
In der Vergangenheit musste die Feuerwehr immer wieder entlegene Höfe und Viehbetriebe mit gesteigertem Bedarf durch Wasserlieferungen versorgen. Seit wenigen Tagen gehört diese Unsicherheit der Vergangenheit an.
Die Gemeinden Bad Schönau, Bromberg, Edlitz, Grimmenstein, Hollenthon, Krumbach, Lichtenegg, Thomasberg und Wiesmath haben sich zu einem Verband zusammen geschlossen und eine neue Versorgungsdruckleitung vom Wasserleitungsverband Unteres Pitten- und Schwarzatal in Petersbaumgarten quer durch die Bucklige Welt gelegt. Die Kosten belaufen sich auf 7,3 Millionen Euro. 60 Prozent davon übernehmen die Gemeinden, den Rest teilen sich Bund und Land NÖ.
Glasfaser
Die Umsetzung war für den 2017 gegründeten Wasserverband keine leichte Aufgabe, wie Freiler eingesteht. Es mussten Verträge mit 200 Grundeigentümer geschlossen werden. Dutzende Sitzungen in den Gemeinden gingen der Umsetzung voraus.
Auch baulich spricht man von einer Herausforderung. Es galt enorme Höhenunterschiede zu überwinden. In Maria Schnee und Ebenhof wurden an den höchsten Punkten der Region zwei zentrale Hochbehälter errichtet. „Um die Höhen zu bewältigen, sind sieben Stationen zur Drucksteigerung notwendig gewesen“, erklärt der zuständige Ziviltechniker, Christian Kornfeld.
Um zwei Fliegen mit einer Klappe zu schlagen, hat man im Zuge der Bauarbeiten auch gleich Glasfaserleitungen für den Breitbandausbau in den Künetten auf über 70 Kilometer Länge mitverlegt.
Weil das Thema Blackout und Versorgungssicherheit schon bei der Projektierung eine wichtige Rolle spielte, wurde das Projekt auf möglichst krisensichere Beine gestellt. „Durch Fotovoltaik und Batterien an allen Speicheranlagen haben wir eine gewisse Blackout-Versicherung“, erklären Freiler und Rennhofer.
Die maximale Einspeisung über die neue Leitung beträgt 2.600 Kubikmeter pro Tag oder 950.000 Kubik pro Jahr. Ein durchschnittlicher Haushalt benötigt rund 70 Kubikmeter Wasser pro Jahr.
Am 9. September kommt es zur feierlichen Eröffnung der Anlage. Bei einem Tag der offenen Türe haben interessierte Besucher von 11 bis 14 Uhr die Möglichkeit mehr über das Projekt zu erfahren.
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