Warum eine Stadt den Fasching verweigert

Kostüme braucht man in Hollabrunn nicht.
Wegen eines 300 Jahre Pestgelübdes feiert man in Hollabrunn keinen Fasching.

Die Pest ist zwar in Europa mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit ausgerottet. Doch weltweit ist diese gefährliche Krankheit durchaus noch vorhanden. Für die Bezirksstadt Hollabrunn im Weinviertel hat das gravierende Auswirkungen: In der 10.000 Einwohnerstadt wird kein Fasching gefeiert. Und das schon seit mehr als 300 Jahren wegen eines angeblichen Pestgelübdes. Daran konnte auch ein Vorstoß von Hollabrunner Bürgern, die das Pestgelübde zumindest "aufweichen" wollten, nichts ändern.

Wer Faschingstrubel ablehnt, sollte diese Tage in Hollabrunn verbringen. Dort gibt es kein närrisches Treiben. Grund dafür ist ein Gelübde aus dem Jahr 1679. Damals wütete die Lungenpest. Die Bürger schworen, an den drei Faschingstagen keine ballähnlichen Veranstaltungen abzuhalten, wenn die Pest verschwindet. Die Pest war dann tatsächlich bald weg. Und der Fasching auch – bis heute.

Jetzt wandern aber die Hollabrunner zu den Faschingsumzügen in die umliegenden Orten ab, und legen dadurch die Gastronomie lahm. Vor wenigen Jahren versuchten daher einige Bürger unter Führung eines Baumeisters, das Gelübde infrage zu stellen. Angeblich stamme es von einem durchreisenden Retzer, und habe daher gar keine Gültigkeit. Gegen diese Initiative gab es aber entschlossenen Widerstand des Kirchenvolks. Gläubige riefen den Pfarrer zu Hilfe, drohten mit einer Demonstration vor der Bezirkshauptmannschaft und einer Petition an Landeshauptmann Erwin Pröll. Und so ist auch heute noch Hollabrunn vom Fasching befreit.

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