Von den 70 Prozent, die die Schwarzen im Jahr 2020 bei den Gemeinderatswahlen erreichen konnten, stürzten sie auf 38,7 Prozent ab. Die absolute Mehrheit ist seit dem 26. Jänner dahin, acht von ehemals 17 Mandate sind weg.
Im Gespräch mit dem KURIER lässt der Ortschef, der seit Jahrzehnten in der Regionalpolitik tätig ist durchklingen, dass er aus dem Debakel seine persönlichen Konsequenzen ziehen wird. "Nach so einem Ergebnis ist klar, dass man nicht zur Tagesordnung übergehen kann. Ich will der Parteisitzung am Abend aber nicht vorgreifen." In der ehemals tiefschwarzen Gemeinde liegt nun plötzlich die SPÖ auf Platz eins (Plus 18,4 Prozentpunkte), auch die Freiheitlichen konnten ordentlich zulegen.
Die Frage ist freilich, wie es zu dieser krachenden Niederlage der ÖVP kommen konnte. Singer spricht recht kryptisch von einer parteiinternen Intrige, die der Volkspartei geschadet und den Sozialdemokraten geholfen habe. Das ist aber freilich nicht die ganze Wahrheit. Denn in der etwa 3.200 Einwohner zählenden Marktgemeinde war in den vergangenen Jahren das Murren der Bevölkerung in Sachen Trinkwasserversorgung nicht zu überhören. Weil im Jahr 2023 Keime im Wasser gefunden wurden, musste die Feuerwehr ausrücken, um die Versorgung zu übernehmen, die Probleme zogen sich über Wochen.
"Krisenmanagement war nicht gut"
Aber bereits im Jahr davor, also 2022, war das Wasser verunreinigt. Der Unmut bei den Menschen war so groß, dass Rufe laut wurden, das Bundesheer sollte nach Kirchberg kommen, um zu helfen.
"Das Krisenmanagement war nicht gut. Vor allem wundern sich viele, warum die maroden Leitungen nicht im Laufe der Jahre längst ausgewechselt wurden", erzählt ein Bürger.
Wie es nun in Kirchberg weitergehen wird, ist offen. Die SPÖ verfügt über neun Mandate, die ÖVP ebenfalls. Rot-Blau, aber auch Schwarz-Blau ist möglich. Die Verhandlungen laufen bereits. Nach Montagabend aber vermutlich ohne Franz Singer.
Kommentare