Wärme aus dem Abflussrohr als Chance für Energiewende
Um Öko-Energie zu erzeugen, muss man meist hoch hinauf: Man kann Windräder errichten, die Dächer mit Fotovoltaikanlagen versehen oder ein Fernwärmekraftwerk bauen. Doch das braucht Platz, der im urbanen Raum beschränkt ist. „Und in Niederösterreich gibt es keine Stadt, die so dicht besiedelt ist wie Baden. Auf einen Quadratkilometer kommen fast tausend Einwohner“, betont Vizebürgermeisterin Helga Krismer (Grüne). Nicht nur deshalb begab man sich auf der Suche nach Alternativen in den Untergrund. Genauer in die städtischen Abwasserrohre.
Eine Studie ergab, dass im Hauptwasserkanal Badens das (schmutzige) Wasser übers Jahr eine durchschnittliche Temperatur von 16 Grad aufweist. „Da stellt sich die Frage: Was tun mit dieser Wärme?“, sagt Gemeinderat Hans Haugeneder (Grüne). Die Studie gibt eine Antwort: Über in den Rohren angebrachte Wärmetauscher könnte die nahe Sport- und Veranstaltungshalle zu einem guten Teil versorgt werden. Die Heizkosten von 110.000 Euro jährlich könnten um bis zu 70.000 Euro reduziert werden. Dass das keine Utopie ist, zeige die Stadt Basel in der Schweiz, die über ähnliche Systeme 60 Prozent der Haushalte mit Wärme versorgt. Dank Förderungen könne sich das Projekt in fünf bis acht Jahren amortisieren. Einen entsprechenden Beschluss im Gemeinderat vorausgesetzt will man schon im nächsten Jahr damit beginnen.
Großes Potenzial
Das Kraftwerk im Kanal ist nur ein Mosaikstein am Weg zur „Badener Energiekur“. Wie der 285 Seiten dicke Energiebericht 2019 zeige, ging der Gesamtverbrauch bei öffentlichen Gebäuden und Anlagen um neun Prozent zurück. 96 Prozent der Wärme kommt aus erneuerbaren Ressourcen (Biomasse-Fernwärme), zehn Prozent sind Öko-Strom. Insgesamt (Betriebe, Haushalte) beträgt der Energiebedarf in Baden 645 Gigawattstunden, 486 davon werden importiert. „Diese Energiemenge entspricht einer Rohölmenge, die alle Becken des Strandbades 13-mal füllen würde“, da gebe es großes Potenzial, betont Gerfried Koch, Leiter des Klima- und Energiereferates.
Kommentare