Vor 40 Jahren: Geiselnahme in Stein

Vor 40 Jahren: Geiselnahme in Stein
Eine Nacht lang die Pistole am Kopf: Am 4. 11. 1971 nahmen Insassen des Gefängnisses in Stein mehrere Geiseln und schlugen sich nach Wien durch.

Dass er in jedem Moment die Ruhe bewahrte, hat ihm selber und den anderen Beteiligten das Leben gerettet. Heute vor 40 Jahren stellte sich der damalige Kremser Polizeichef Herbert Howanietz als Geisel zur Verfügung, als drei Insassen des Gefängnisses in Krems/Stein ihre Freiheit und 100.000 Schilling erpressen wollten. Offiziellen Dank hat der heute 80-Jährige nie erhalten. Die spektakuläre Aktion aber ist in die Kriminalgeschichte eingegangen.

Eigentlich wollte Howanietz am Geburtstag seiner Frau mit ihr ein Orgelkonzert besuchen, als man ihn am 4. November 1971 zum Gefängnis schickte. Dort hatten drei Schwerverbrecher eine Schriftführerin und einen Richter-Anwärter im Kinosaal als Geiseln genommen.

Austausch

Vor 40 Jahren: Geiselnahme in Stein

Howanietz ließ sich - auf eigenen Vorschlag - gegen die Frau austauschen.
"Hast du nicht an deine Familie gedacht ", warf seine Frau dem vierfachen Vater später vor. Seine Antwort: "Ich hätte nie mehr ruhig schlafen können, wenn ich gewusst hätte, dass ich etwas tun hätte können und aus Feigheit nicht gemacht habe."

So gondelte der Polizist in einem VW-Bus mit der zweiten Geisel und den drei Gangstern eine Nacht lang durch Niederösterreich später kreuz und quer durch Wien. "Einer hat mir ständig die Pistole an den Hinterkopf gehalten", erinnert sich der ehemalige Polizeioberst. "Ich hab mit den Burschen Ottakringerisch reden können, das haben sie ernst genommen", erinnert sich der gebürtige Wiener. Zur Aufgabe hat er die Flüchtigen trotzdem nicht überreden können.

Erst am nächsten Morgen ließen sie ihn nach mehreren Fahrzeugwechseln und heiklen Situationen in einem Taxi zurück. Mit den Worten "Gut, dass du mitgefahren bist, sonst wären wir alle schon hin. Wir hätten das nervlich nicht ausgehalten", habe sich einer der Ausbrecher von Howanietz verabschiedet. Wenige Tage später wurden die Flüchtigen gefasst.

Holaubek-Sager

Einen konnte der damalige Polizeipräsident Joschi Holaubek - er starb 1999 - mit den berühmten Worten "I bin's, dein Präsident", zur Aufgabe überreden. Das - verkürzt wiedergegebene - Zitat machte Holaubek berühmt. Der half später einem der Ausbrecher, in ein geregeltes Leben zurück zu finden. Einer der Mittäter ist inzwischen gestorben, der zweite sitzt noch in Haft.

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