Von der "Gulasch-Cobra" ins Chefbüro
Es war im Jahr 1997. Wolfgang Straub war noch nicht Bezirkshauptmann, sondern Gewerbereferent und Erwin Pröll und sein Landesrat Ernest Gabmann wollten Niederösterreichs Wirtshäuser vor dem Massensterben retten. Da wurde Straub prompt damit beauftragt, Betriebsanlagenverfahren für die Wirte zu vereinfachen. Von Montag bis Donnerstag musste er dafür alle Wirtshäuser von Gmünd bis Neunkirchen abklappern. "Wir wurden die Gulasch-Cobra genannt", erzählt Straub. "In dem Jahr hab ich 15 Kilo zugenommen." Nach dem Jahr in der "Gulasch-Cobra" wurde Straub Bezirkshauptmann-Stellvertreter in Wiener Neustadt. Unter seiner Leitung begann etwa die Sanierung der Fischerdeponie in Theresienfeld. 1991 wechselte er nach Baden, im Jahr 2000 wurde er Bezirkshauptmann von Wien-Umgebung.
Schicksale
Mit Ende des Monats geht Wolfgang Straub (62) in Pension. Der Grund, warum er damals überhaupt Bezirkshauptmann werden wollte, ist der gleiche, warum ihm sein Job auch heute noch Spaß macht. "Ich wollte mit den Alltagssorgen und Schicksalen der Menschen zu tun haben", sagt Straub. Von denen hat er im Laufe seiner Tätigkeit viele mit- und ein besonders tragisches auch selbst miterlebt.
Am 22. März 2011 schoss ein Amokläufer im Gebäude der Bezirkshauptmannschaft auf den damaligen Bezirksförster. Eine Sachbearbeiterin, die als Geisel genommen wurde, überlebte. Der Förster starb später an seinen Verletzungen. Straub war damals Betroffener und gleichzeitig Einsatzleiter. Den Amoklauf bezeichnet er als das "Extremste, das überhaupt passieren konnte": "Wer das nicht miterlebt, kann sich nicht vorstellen, was da in einem vorgeht", sagt Straub. Am Tag selbst die Angst, danach die Überwindung der Angst und die Erinnerung, die ewig bleibt. "Vergessen kann man so ein Erlebnis nie", sagt der 62-Jährige. "Man verdrängt es nur manchmal für längere Zeit."
Als Bezirkshauptmann wollte Straub immer menschlich handeln. "Ich habe mich mich getraut, mit Menschlichkeit und Vernunft zu entscheiden", sagt Straub. Hätte er so manches Gesetz in voller Härte vollzogen, hätte er das nicht mit seinem Gewissen vereinbaren können, sagt er.
Was er rückblickend anders machen würde? "Ich würde als Chef meine Mitarbeiter öfter loben." Worüber er im Nachhinein stolz ist? "Dass ich das Bezirkspolizeikommando im Zuge der Gendarmerie-Reform im Bezirk halten konnte." Und worauf er sich jetzt freut? "Die Arbeit im Landesjagdverband und wieder mehr Tennis zu spielen."
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