„Bildung ist die mächtigste Waffe, die du verwenden kannst, um die Welt zu verändern.“
Philosophische Weisheiten, wie jene von Nelson Mandela, werden von den 70 in Niederösterreich aktiven Volkshochschulen (VHS) nicht als Kernbotschaften gepflegt. In ihrem traditionellen Leitbild stehen Menschenwürde, Demokratie, Freiheit oder Toleranz aber ganz vorne. Und politische Bildung, Geschichts- und Gesellschaftsforschung sind in den aktuellen Programmheften für das Herbstsemester auffällig oft vertreten.
Die regionalen Bürgerakademien spiegeln den Zeitgeist wider und können rasch auf neue Interessen reagieren, ist Norbert Koch, der Geschäftsführer des NÖ VHS-Landesverbands überzeugt. Die bunte Vielfalt an Wissen, Aktivitäten und handwerklichen Fertigkeiten, die die VHS anbieten, sei höchst erfreulich, so Koch. Aktuell würden niederösterreichweit knapp 3.200 Kurse aus verschiedensten Sparten angeboten.
Mit 6.315 Veranstaltungen mit 69.813 Teilnehmern konnten die nö. VHS als Zentren der allgemeinen Erwachsenenbildung im vergangenen Jahr den während der Pandemie erlittenen Absturz wieder weitgehend schließen.
„In der Pandemie wurden viele Angebote aus der Not heraus auf online umgestellt. In etlichen Volkshochschulen hat man das auch beibehalten“, schildert Landesrätin Ulrike Königsberger-Ludwig (SPÖ), die gemeinsam mit dem Haager Bürgermeister Lukas Michlmayr (ÖVP) den Vorsitz im NÖ Volkshochschulverband innehat.
Nahversorger
Als regionale Bildungsnahversorger seien die VHS flächendeckend über ganz NÖ unersetzliche Institutionen. Bund und Land stellen dafür Mittel zur Verfügung. Diese würden dann über den Verband an die regionalen VHS weitergegeben. „Es ist eine wichtige Voraussetzung, dass der Besuch von Kursen jeder Art für die Teilnehmer leistbar bleibt“, nennt Königsberger-Ludwig eine zentrale Forderung des Verbandsvorstands.
Während rund 50 der nö. Bürgerhochschulen von den örtlichen Gemeinden und Städten getragen und auch mitfinanziert werden, sind die restlichen zwanzig als Vereine organisiert. „Sie müssen über die Kursgebühren einen Teil ihrer Kosten absichern“, erklärt Königsberger-Ludwig.
Gesund wirtschaften
Als zentrale Anlaufstelle versucht der Verband auch regelmäßige Themenschwerpunkte mit den Mitgliedern zu setzen, so die Landesrätin und kündigt als neues Motto die Parole „Gesund Wirtschaften“ an. „Da geht es uns um viele Aspekte, von der Gesundheit von Arbeitnehmern, dem vernünftigen Umgang mit Ressourcen oder einer gesunden und abwechslungsreichen Lebens- und Freizeitgestaltung“, schildert die VHS-Vorsitzende.
Im großen Topf der Kursangebote ortet Königsberger-Ludwig eine Tendenz zu Kreativkursen. „Simple Computerkurse gehen zurück“, sagt sie. Beim Blick in die Kurshefte zeigt sich, dass die klassischen Sprach-, Koch-, Kultur-, Handwerks- und vor allem Bewegungs- und Gesundheitskurse viel Platz einnehmen. Aktuelle Trends wie Künstliche Intelligenz oder Voltaik würden immer öfter dazukommen, berichtet Verbandsgeschäftsführer Koch.
„Wir haben erstmals einen ChatGPT-Vortrag und bieten auch sonst viel Neues an“, schildert Marion Teichmann, die Leiterin der VHS Amstetten, die eine der größten in NÖ ist. 4.500 Teilnehmer wurden im Vorjahr bei 356 Kursen und Vorträgen registriert. Mit einem Kunst-Schwerpunkt, der „Basics im Kunstwissen“, Druckgrafik, Praxis mit Pinsel und Stift und auch das Erarbeiten von Mappen für Aufnahmsprüfungen an Akademien vorsieht, wurde das Angebot ausgebaut. Finanzbildung, Gebärdensprache Kundalini Yoga oder ein Barista-Kurs sind ebenfalls neu.
Volkshochschulen: Österreichs VHS verzeichneten im Arbeitsjahr 2022/23 insgesamt 437.390 Teilnahmen an Kursen. Weiters wurden 6.373 Einzelveranstaltungen angeboten, die von 176.675 Menschen besucht wurden.
Niederösterreich: Im Jahr 2022/23 wurden in NÖ 6.315 Veranstaltungen/Kurse angeboten und von 69.813 Menschen besucht.
Mitarbeiter: In den nö. VHS sind 350 Mitarbeiter ehrenamtlich, 2.000 nebenberuflich und 130 hauptamtlich tätig. Derzeit werden 3.193 Kurse angeboten.
Sturztraining
Neben VHS-Kunden, die die Programmhefte akribisch nach Neuem durchforschen und sich dann einschreiben berichtet Teichmann auch von Fans, die bereits seit Jahrzehnten jährlich fix einen oder mehrere VHS-Kurse belegen. Gespannt ist man in Amstetten aber auch in der VHS Wiener Neustadt (4.000 Teilnehmer pro Jahr), über ein neues Angebot im Sport- und Bewegungsbereich.
In einem Kurs sollen Senioren durch spezielles Falltraining lernen, gefährlichen Stürzen und Verletzungen vorzubeugen. „Ich weiß, dass es viele Interessierte gibt, aber man wird sehen, wie viele sich tatsächlich einschreiben“, ist der Wiener Neustädter VHS-Chef Claus Kraupa gespannt.
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