Virus attackiert Birnbaumkulturen und dämpft die Freude über Prachtblüte
Die Blüte der Hunderttausenden Birnbäume im Mostviertel ist voll im Gange. Trotz der Pracht unzähliger weißer Baumriesen, ist die Feierlaune vieler Obstbauern bei den Most-Events verhalten. Immer deutlicher sind in den Baumzeilen und Obstgärten Opfer der heimtückischen Viruserkrankung, die Birnbaumverfall genannt wird, zu sehen.
"Nicht der Feuerbrand, sondern diese Krankheit ist jetzt die große Bedrohung der Mostobstkultur", sagt Obstbauberater Andreas Ennser von der Landwirtschaftskammer.
In den vergangenen Jahren wurde die Schwächeepedemie mit Namen Phytoplasmose unter den Birnbäumen, die übrigens für den Menschen ungefährlich ist, immer bedrohlicher: Baumveteranen mit 80 bis 100 Jahren setzen kaum mehr Blätter und Blüten an. Binnen weniger Jahre sterben sie ab.
Der mittlerweile wirtschaftlich bedeutenden Mostkultur drohen herbe Rückschläge. Eine Hundertschaft von Bauern und Gastronomen setzt auf die Obstprodukte.
Wann die Verbreitung des Phytoplasmose-Virus begonnen hat, sei nicht so klar, meint Ennser. Geänderte Klimaeinflüsse verstärken die Schwächung der Bäume, das sei fix. Forscher aus Deutschland oder der Klosterneuburger Bundeslehranstalt für Wein- und Obstbau sind dem Baumkrebs auf der Spur.
Plantagen
"Es ist wichtig, dass für Jungbäume beim Veredeln mit alten Birnsorten resistente Stämme, wie Quitte, verwendet werden", sagt Ennser. Auch durch Düngen und Gießen bei Hitze wird den Baumgiganten Nahrung und Widerstandskraft zugeführt. Um auch den künftigen Bedarf an Pressbirnen für den Most zu garantieren, werden seit Jahren Pflanzaktionen vom Land NÖ gefördert. Bauern haben schon Dutzende Hektar mit niedrigwüchsigen Birnenplantagen angelegt. Erfahrene Obstbauern kämpfen individuell gegen das Virus an. Karl Hauer aus Ardagger schnitt vor acht Jahren erkrankte Bäume radikal zurück und hatte Erfolg. Einige Baumriesen trugen wieder Früchte. Seine Erfahrungen will er in die konzentrierte Bekämpfung des Birnbaumverfalls einbringen.
Kommentare