Virtuelle Formel 1 wird ein Fall für die Wissenschaft

Der Formel-1-Zirkus ist in Niederösterreich angekommen. Nicht in Form eines Grand Prix, sondern als wissenschaftliches Forschungsprojekt.
Die ehemalige Teamchefin des Formel-1-Rennstalls Sauber, Monisha Kaltenborn, hat sich mit ihrem Unternehmen „Racing Unleashed“ (entfesseltes Rennfahren) auf ein Pilotprojekt mit der Fachhochschule Wiener Neustadt eingelassen. Mit zwei Hightech-Rennsimulatoren sollen Studierende der Fakultäten Gesundheit und Sport wissenschaftliche Erkenntnisse für die Weiterentwicklung des E-Sports liefern.
Sauber-Team
Kaltenborn leistete als erste weibliche Teamchefin eines Formel-1-Rennstalles Pionierarbeit im Motorsport. Mit ihrem Start-up bringt sie nun die Rennserie als E-Sport-Variante in mehrere Länder. Simulatoren stehen bereits in Deutschland, der Schweiz, Spanien und seit Dienstag auch in Österreich, wo es im Innovation-Lab der Fachhochschule zur feierlichen Eröffnung kam.

Die Eröffnung des Simulators am Dienstag mit Landesrat Jochen Danninger, Monisha Kaltenborn, Klaus Schneeberger, FH-Chef Peter Erlacher und Karl Wendlinger
Stresslevel
Mehrere hundert Millionen Menschen weltweit zählen bereits zur riesigen Community der E-Sportler. Vor dem Hintergrund des gewaltigen Potenzials hat die FH keine Sekunde gezögert, die Kooperation einzugehen. Entstanden ist die Idee Anfang des Jahres, als Kaltenborn bei der Zukunftsdiskussion zur Landesstrategie als Stargast eingeladen war. Bürgermeister Klaus Schneeberger erkannte die Chance für Wiener Neustadt.
Die Simulatoren werden von Profis zum Training genutzt und dabei von der FH wissenschaftlich überwacht. „Wir werden die Auswirkungen von kognitiven Fähigkeiten und den Einfluss auf neurovegetativen Stress im Rennsimulator mit entsprechenden Forschungsansätzen verstehen lernen“, erklärt Kaltenborn.
Eine Fahrt ist mit einem herkömmlichen Computerspiel nicht zu vergleichen und ähnelt sehr der Wirklichkeit. „Es ist sehr, sehr schwierig und kommt der Realität auf einer Formel 1-Strecke schon sehr nahe“, erklärt Karl Wendlinger. Der Tiroler muss es wissen, er bestritt immerhin 41 (echte) Formel 1-Rennen. Pedalerie, Sitz, Lenkrad, Gurte und ein hydraulisches Bewegungssystem machen das Fahrerlebnis so realistisch wie nur möglich.

Der frühere Formel 1-Fahrer Karl Wendlinger war Testpilot
Selbst Wendlinger und ÖVP-Landesrat Jochen Danninger waren überrascht, wie die Gurte die G-Kräfte in den Kurven simulieren und jede Bodenwelle auf die Bandscheiben geht.
Die Fakultäten Gesundheit und Sport widmen sich im Zuge des Projekts dem erlebten Stress während des Fahrens. Durch Blutmessungen und die Überwachung der Vitalparameter, wie Blutdruck und Puls, sollen neue Erkenntnisse zu den Stressparametern gewonnen werden.
Beteiligt an der Kooperation ist auch ein Forschungsunternehmen der Wiener Neustädter Fachhochschule. Die Fotec soll beispielsweise auf den Fahrer maßgeschneiderte Lenkräder für den Simulator aus dem 3-D-Drucker entwickeln.
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