Viele offene Fragen im Mordfall Kammerer

Daniela Kammerer starb vor einer Telefonzelle.
Das Opfer und der Verdächtige feierten in der Tatnacht eine Party mit reichlich Alkohol. Wie seine DNA auf ihre Kleidung kommt, weiß er nicht.

Jahrelang tappten die Kriminalisten im Dunkeln. Ähnlich wie im Kriminalfall Julia Kührer schafften erst die Cold-Case-Ermittler des Bundeskriminalamtes acht Jahre nach dem Mord an der 19-jährigen Studentin Daniela Kammerer einen Durchbruch in der Causa. Doch der Fall wirft trotz eines belastenden DNA-Beweises viele Fragen auf. Fragen, auf die es immer noch keine Antworten gibt.

Daniela Kammerer, eine hübsche Studentin aus NÖ, wurde im Juni 2005 vor einer Telefonzelle in Innsbruck aufgefunden. Die Waldviertlerin wurde mit zwei Messerstichen ermordet. Nachdem der Fall vor allem wegen der dürftigen Spurenlage als unlösbar galt, versuchte das Cold Case-Team um Chefinspektor Kurt Linzer mit neuen forensischen Methoden zum Erfolg zu kommen.

Dabei bediente man sich einer Methode, die bereits im Fall Kührer die Wende brachte. Zum Zeitpunkt des Mordes 2005 konnte diese Untersuchung noch nicht durchgeführt werden. Kammerers blutdurchtränkte Kleidung wurde am Gerichtsmedizinischen Institut in Innsbruck erneut auf fremde DNA-Spuren untersucht. Diese spezielle Form der Hautschuppen-Analyse brachte tatsächlich einen Treffer. Am Gewand fand sich die DNA eines früheren Studienkollegen des Mädchens. Der aus Perchtoldsdorf in NÖ stammende Thomas B., 29, der für einen Sportartikelkonzern in Australien arbeitet, wurde am 22. Dezember nach der Landung am Flughafen Schwechat festgenommen. Er bestreitet jeden Zusammenhang mit der Tat.

Anwalt: „Hat damit nichts zu tun“

Am Montag wurde er laut seinem Anwalt Christian Werner von Wien nach Innsbruck in die U-Haft überstellt. Werner sagt, sein Mandant „hat rein gar nichts mit der Tat zu tun“. Der Jurist wartet nun, bis ihm die Akten übermittelt werden.

Wenn Thomas B. nichts mit dem Mord zu tun hat, wie kommen dann seine Spuren auf das Gewand des Opfers? Feststeht, dass die beiden zusammen mit ihrer Clique den Abend und die Nacht in den Räumen der Innsbrucker Studentenverbindung „Alpinia“ verbrachten, wo ein rauschendes Fest gefeiert wurde. Dabei ist laut zahlreichen Zeugenaussagen reichlich Alkohol geflossen. B. hat deswegen kaum Erinnerungen.

Kurz nachdem Daniela das Fest verlassen hatte, wurde sie vor der Telefonzelle im Rapoldipark erstochen. Für die Cold Case-Ermittler gab es am Tatort ein weiteres Indiz, das sehr merkwürdig erscheint. Neben der Leiche des Mädchens lag ein Fahrrad mit einer weit ausgefahrenen Sattelstütze. Die Höhe des Rades passe nicht zu der kleinen und zierlichen Studentin, dafür viel eher zu dem Verdächtigen.

Entgegen anders lautender Zeitungsmeldungen verschwand Thomas B. nach der Bluttat nicht aus Innsbruck. Er beendete 2008 sein Studium.

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