Verwirrspiel um verseuchte Brunnen

Verwirrspiel um verseuchte Brunnen
Ebenfurth: Hat ein Konzern über Jahre Grundwasser verseucht, oder steckt ein Konkurrent hinter den Anschuldigungen?

Der Fall rund um den Ebenfurther Agro-chemie-Konzern GAT im Bezirk Wiener Neustadt entwickelt sich zum dubiosen Kriminalrätsel. So sollen Streitigkeiten um Aufträge, Image und Geld zu einem der größten Umweltverfahren Niederösterreichs geführt haben.

In den Jahren 2004 und 2009 führten zwei Störfälle zu einer Pestizid-Kontamination des Erdreichs. Ein Jahr später dann die Hiobsbotschaft: Im Zuge von Routinekontrollen schlugen Experten im drei Kilometer entfernten Pottendorf (Bez. Baden) Alarm. Durch das Grundwasser soll sich das kontaminierte Wasser mit einer Geschwindigkeit von rund drei Metern täglich in Richtung Nachbarort bewegt haben (der KURIER berichtete).

Erhöhte Pestizid-Werte

Verwirrspiel um verseuchte Brunnen

Dutzende Hausbrunnen wiesen erhöhte Pestizid-Werte auf, die Amtsärztin der Bezirkshauptmannschaft Baden hielt in einem Gutachten fest, dass " die Brunnenwässer nicht zu Trinkwasserzwecken verwen-det werden dürfen, da die Grenzwerte für Pestizide (...) nicht eingehalten werden können. Bis heute dürfen die Pottendorfer Bewohner ihr Brunnenwasser nur zum Gießen verwenden, vom Trinken wird weiterhin strikt abgeraten. Weiters heißt es: " Die (...) aufgezählten Substanzen sind nicht in einer Dosis im Grundwasser vorhanden, dass eine akut giftige Wirkung zu befürchten wäre. Aber: "Wie sich die jahrzehntelange Aufnahme auswirken würde, ist weitgehend unbekannt. "
27 verschiedene Umweltgifte fanden die Gutachter, darunter Carbendazim. Das Pflanzenschutzmittel gilt als hochgradig gefährlich.

Recherchen des Bundesamts für Ernährungssicherheit (BAES) führten schließlich zur Anzeige bei der Staatsanwaltschaft Wiener Neustadt. Dort prüft man zurzeit ein Ergänzungsgutachten. "Ein wesentlicher Teil für eine mögliche Anklage", hält Sprecher Erich Habitzl fest. Wann die Ermittlungen abgeschlossen sein dürften, ließe sich seriös aber nicht abschätzen. Sollte es im Rahmen einer Verhandlung zu einer Verurteilung kommen, drohen bis zu drei Jahre Freiheitsstrafe. Der Verdacht: Vorsätzliches umweltgefährdendes Betreiben von Anlagen.

Unschuldig

Verwirrspiel um verseuchte Brunnen

Soweit die Vorwürfe gegen GAT. Geht es nach deren Anwalt Alexander Rimser, hat die Firma mit der Sache aber nichts zu tun. Ausführlich erklärt der Umweltrechtsexperte, "wie es gewesen sein muss." Der Rechtsvertreter bestätigt die Vorfälle 2004 und 2009, weist aber strikt zurück, dass dabei Pestizide ausgetreten sind. Freilich: "Es ist für die GAT unmöglich, das zu beweisen." Rimser will die Schuldigen kennen: Bauern und Konkurrenz-Konzerne. Unvorsichtige Landwirte sollen beim Düngen die Wirkstoffe in die umliegenden Felder ausgebracht haben. Verwundernd stellt Rimser außerdem fest, dass der Strafakt bei Marktmitbewerbern aufgetaucht sei. "Da muss es eine undichte Stelle geben. Irgendwer will verhindern, dass die GAT zu einem Global Player in der Branche aufsteigt. Eines ist klar: Die GAT hat niemals illegale Pflanzenschutzmittel in Ebenfurth produziert, sie hat das alles nicht verursacht."

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