Verwaiste Innenstädte: Der Plan gegen leere Schaufenster

Verwaiste Innenstädte: Der Plan gegen leere Schaufenster
Die Shopflächen in Niederösterreichs Ortskernen sind rückläufig. Verwaisten Geschäften versucht man mit Arztpraxen, Kindergärten oder Wohnungen Leben einzuhauchen.

Barbershops statt schicker Mode-Boutiquen, Asia-Nudeln und Take-away-Pizzeria statt alt eingesessener Fleischhauer, Buchläden oder Schuhgeschäfte.

Österreichs Handel befindet sich in einem massiven Umbruch. Der florierende Internethandel und die starke Konkurrenz in den Einkaufszentren an der Peripherie setzen den Innenstädten immer stark zu. Am ehesten werden die veränderten Kauf- und Konsumgewohnheiten bei einem Spaziergang durch die Stadtzentren sichtbar.

Wie Untersuchungen des Beratungsunternehmens Standort + Markt ergeben haben, sind in den vergangenen zehn Jahren fast 100.000 Quadratmeter oder 18 Prozent Shopflächen in den Städten verloren gegangen.

Zwei nö. Städte führen das Ranking an, was die größten Verluste an Shopflächen anbelangt. St. Pölten liegt mit einem Minus von 28,1 Prozent an erster Stelle, dicht gefolgt von Wiener Neustadt mit minus 20,9 Prozent. Beide Zentren verzeichneten durch die Schließung der Leiner-Möbelhäuser starke Verkaufsflächenrückgänge.

Die Wiener Neustädter Innenstadt hat mit 10,1 Prozent immer noch die zweithöchste Leerstandsquote aller Städte, „hat aber durch zahlreiche Initiativen der Stadt damit begonnen, sich der Leerstandsproblematik zu stellen“, heißt es in der Studie von Standort + Markt.

Auch positive Entwicklungen

Laut Rathaus-Sprecher Thomas Iwanschitz zeigen die Ergebnisse der Studie auch positive Entwicklungen und Tendenzen. Das Thema Wohnen in der Innenstadt soll zukünftig für Frequenz sorgen und diesen Trend unterstützen. Iwanschitz nennt vor allem die Projekte am ehemaligen Leiner-Areal sowie den Abriss des Müller-Kaufhauses. Der jahrelang leer stehende Schandfleck der Innenstadt weicht einer Billa-Filiale, Lokalen und 37 modernen Appartements.

Seit dem Vorjahr ködert die Stadt auch mit einer „Ansiedelungsprämie“ Unternehmer, sich in der Innenstadt niederzulassen. Auch damit wurden der Leerstand bekämpft und positive Impulse gesetzt, sagt Iwanschitz.

Verwaiste Innenstädte: Der Plan gegen leere Schaufenster

Das Müller-Kaufhaus in Wiener Neustadt wird abgerissen

Mödling als Vorbild

Wie es gehen kann, zeigt seit Jahren die Stadt Mödling vor. Zum bereits dritten Mal in Serie holte man heuer den Titel „Stadt mit dem geringsten Shop-Leerstand Österreichs“. Ein durchaus bemerkenswerter Erfolg, der die Widerstandsfähigkeit der örtlichen Wirtschaft unter aktuell herausfordernden Rahmenbedingungen zeigt.

Wirtschaftsstadtrat Gert Zaunbauer sieht „Dualität“ als Schlüssel dazu: „Die Kombination von Dienstleistungen mit Handel bietet einen Mehrwert, den Kunden suchen. Ebenso zeigt sich der Erfolg, wenn man traditionellen Shop-Handel mit Online-Vertrieb verbindet.“

Ein örtlicher Juwelier praktiziere dies zum Beispiel erfolgreich. „Man fährt leichter und sicherer auf einem Zweirad als auf einem Einrad“, so Zaunbauer.

Verwaiste Innenstädte: Der Plan gegen leere Schaufenster

Citymanagement-Chef Michael Georg Martin Danzinger und Wirtschaftsstadtrat Gert Zaunbauer in Mödling

Seit 2020 nehme Mödling konsequent an der Analyse des Instituts Standort + Markt teil. „Diese fortlaufende Analyse hat es uns ermöglicht, die wirtschaftliche Landschaft genau zu verstehen und entsprechend zu handeln. “ Das Ergebnis: ein Shop-Leerstand von nur 0,6 Prozent.

St. Pölten mit Frequenz zufrieden

Die Entwicklung der St. Pöltner Innenstadt sorgt regelmäßig für hitzige Diskussionen. Blickt man auf die Zahlen, dann zeigt sich folgendes Bild: Zwar ist der Verlust an Shopflächen groß, dafür ist die Leerstandsquote im Rahmen. Das liegt daran, dass Ärzte oder auch Firmen in die frei gewordenen Geschäfte einziehen. Ein Trend, der sich in Zukunft noch verstärken könnte.

Sehr zufrieden zeigt man sich im Rathaus mit der Besucherfrequenz. Hier ist man Spitzenreiter, in einer Woche im September 2023 waren insgesamt 662.865 Menschen unterwegs. Das sind um 9,3 Prozent mehr als bei der Messung ein Jahr davor.

Kommentare